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Es wäre aber nicht "Bewegt",

das Refugium für automobile Lebenskultur, wenn wir hier zeigen würden, was alle zeigen. Weil das, das sind Ankommende. In diesem Fall: Opernball. Ankommende tragen Masken. Sie kennen das aus eigener Erfahrung vom Wochenendbesuch bei den nächsten Anverwandten. Kaum aus dem Wagen gestiegen, geht die Zirperei schon los: "Jaaa, halloooo, wie geht´s dir denn? Hast neue Einlagenschuhe? Schööön." (Diesen Satz hat man, ist man denn ein wirklich guter Ankommender ist, perfekt memoriert in einem Fächer an Variationen parat.) Eingedenk dessen, kommt man, einmal angekommen, immer gut an.

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Abfahrende hingegen

haben sich diesen blendenden Zierrat das Ankommenden noch nicht angelegt. Da zwickts und zwackts, alles ist ein bisserl anders. Und vor allem: Opernball. Da muss alles stimmen. Die nagende Ungewissheit, ob´s denn wirklich so schön wird, wie es werden muss, macht selbst den arriviertesten Ballprofis die Knie weich. Was lag da also näher, als einen Hotspot der Abfahrenden aufzusuchen:

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Hier wurde abgefahren was geht.

Denn zwischen 20 und 21 Uhr war "Raff-Hour".

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Mate Karlic.

Portier und Wagenmeister.

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Karlic ist der ungekrönte König des Wagenverschlags.

Er macht Türen nicht einfach auf, er öffnet sie. Er schlägt sie nicht zu, er lässt sie ins Schloss fallen. Sein Auftritt wandelt sich vom zackigen Adjudanten zum devoten Butler. Amorph. Ein sonores, leicht gebrochenes "Eine schönen guten Abend" ist die Melodie zu diesem geschmeidigen Türauf/Türzu.

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Seit 23 Jahren macht er den Weg frei.

Koordination von Wagen und Chauffeur. Parkdienst inklusive. Gefahren hat er alles, was jenseits der gemeinhin als Oberklasse bekannten Kategorie liegt. Porsche, Ferrari, Bentley. Kein Problem. "Außer diese mit Code." Und: "Naja, diese Saab. Zuerst Rückwärtsgang einlegen, dann erst starten. Sonst geht nix." Und dann huscht ein verschmitztes Lächeln über seine Lippen. Ein Lächeln, das an diesem Abend noch öfter seine berufsbedingte Stoiker-Mine aufhellen wird.

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Karlic ist der Mann, der im Hintergrund die Fäden zieht.

Der Fels in der Brandung. Da kann der Sturm der Ballwütigen noch so heftig über sein Territorium zwischen Portal und Gehsteigkante hinwegfegen.

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Karlic pfeift die Limousinen schneller heran,

als man fotografieren kann.

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Mate Karlic hatte die Ruhe weg.

Er öffnete und ließ ins Schloss fallen, winkte Taxis und Limousinen herbei, machte den g´schamsten Diener und den ritterlichen Galan, beruhigte oder ermunterte und verstaute ...

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Auch als ER im Portal erscheint, ist die Limousine schneller herangewunken,

als Tommy Gottschalk "Top, die Wette gilt" haspeln kann.

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Dann ist er weg,

nur der Eindruck bleibt, dass Tommy offenbar seinen "Wetten dass"-Friseur nicht nach Wien mitgenommen hatte. Das war eher nicht sehr lockig-gülden.

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Bereits während des Heranwink- und Abfahrparcours

zeigten sich Karlics Mitorganisatoren sichtlich zufrieden.

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Habib Sattay wartet.

Er hat die ganze Arbeit noch vor sich. Sattay ist Chauffeur bei RCV - Carry International, einem jener Luxus-Limo-Vermieter, die für Events wie diese die Kaleschen zur Verfügung stellen. "Die Mercedes S-Klasse ist heute abend ausgebucht, bei allen, kein einziger mehr verfügbar", weiß Sattay. Zufällig sei er an diesen Job gekommen. Nun fährt er Pop-Stars ("Bono will immer ein Mineral und ein Beck´s griffbereit im Wagen") und Bundeskanzler ("...").

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Mit Sattay harrt ein gutes Dutzend Chauffeure

ihrer glitzernden Last. Der Schmäh ist exquisit ("Oida, und foah bitte desmal zur Staatsopa und ned zur Volksopa"), die Sorgen groß ("Hoffentlich sperrns uns ned den gonzn Ring.")

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Kurz zu den Hard Facts:

Für die rund 400 Meter zwischen Imperial und Staatsoper, also einmal Gas geben, in die Zweite schalten und wieder abbremsen, werden pauschal zwischen 75 und 100 Euro genommen. Einfache Fahrt, versteht sich. Keine Nebengeräusche.

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Doch vor dem ANA Grand Hotel

wartete noch immer die Crowd. Auf ihn, den unnachahmlichen, vielzitierten, oft gewählten, nie erreichten, ...

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... Master of Ceremony:

Richard "Mörtl" Lugner samt seiner bezaubernden Gattin Mausi.

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Diesmal wenig Zitierwürdiges

aus dem Mund des Bombast-Betonierers. "Where is my son? Where? Where is my son," nuschelt der sonst so Gesprächige auf dem Weg zur weißen Stretch. Das sind genau die Momente, auf die "Bewegt" gewartet hat. Genau diese. Der Mensch, bar seiner mühsam hochgemörtelten Fassade.

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"Where are the real proms?"

wirft eine vor dem Hotel-Eingang ausharrende US-Touristin in die statische Inszenierung ein. Die gute Frau kennt dieses Land nicht. DAS SIND UNSERE PROMS. Kompetent und Seitenblicke-Gestählt. Da lassen wir uns von euch Amis sicher nix vormachen. Sicher nicht!

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Ein paar Meter weiter Richtung Oper

war Schluss mit lustig. Da wurden mit eiserner Hand die vielen Feierwütigen von den einfach nur Wütenden separiert.

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Das war Schade.

Schade, dass das nicht noch viel mehr BürgerInnen sehen durften. Im Epizentrum des Amusements war´s nämlich quickfidel.

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Spätestens jetzt ist es Zeit,

sich mitten im Hochsicherheitstrakt eine Eitrige mit extra viel Scharfem samt 16er-Blech zu genehmigen. Prost, Mahlzeit! (kommunikaze)

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