Wintersport
Abfahrt - Damen
Bronze für Götschl, Sieg an Montillet - Die Französin überraschte bei dem mehrmals verschobenen Rennen mit einer fehlerlosen Fahrt -Silber ging an Isolde Kostner
Snowbasin - Viele Favoritinnen gab es für die olympische
Damen-Abfahrt in Snowbasin - doch mit der Siegerin hätte wohl niemand
gerechnet. Carole Montillet gewann 34 Jahre nach Marielle Goitschel wieder Ski-Gold für
Frankreichs Damen - das erste in der
Abfahrt. Und das gerade in der Saison, in der sie mit Regine Cavagnoud eine gute Freundin verloren hat. Die
österreichischen Damen sorgten ihrerseits für die bereits siebente
Medaille bei den Olympischen Spielen: Renate Götschl holte hinter der
zweitplatzierten Italienerin Isolde Kostner Bronze, zweitbeste
Österreicherin war Selina Heregger als Sechste. Die Österreicherinnen konnten ihre
Leistung aus dem Abschluss-Training nicht ganz umsetzen. Vor allem
die Blizzard-Pilotinnen Dorfmeister und Brigitte Obermoser kamen
nicht an ihre Trainingszeiten heran - durch die Verschiebung nach
hinten hat sich der Poker mit hohen Startnummern für sie genauso
wenig ausgezahlt wie für die Favoritin der Amerikaner, Picabo Street, die nur 16. wurde.
Die Überraschung war aber Montillet. Die 28-Jährige hat
bisher in ihrer Karriere nur einen Sieg, und den im Super G von
Garmisch in der vergangenen Saison. Diesmal aber wuchs sie über sich
hinaus und verschaffte damit den französischen Damen in einer Saison
der Schicksalsschläge zumindest ein sportliches Happy End. Bei dem
auch der Wettergott seine Hände im Spiel hatte. Denn durch die späte
Startzeit war die Piste stumpf und voller Schläge, Montillet hatte
mit Nummer elf noch beste Bedingungen.
Erste Olympia-Medaille für Götschl
Ein kleines Happy End gab es aber auch für Götschl. Die Steirerin
machte ihre erste Olympia-Medaille, wenngleich nicht in Gold. Doch
überwog die Freude bei der 26-Jährigen. "Wenn ich mit Bronze nicht
zufrieden wäre, würde etwas nicht stimmen. Immerhin war ich schon bei
drei olympischen Spielen und hatte noch keine Medaille. Diesmal ist
es sich ausgegangen", meinte sie. Wo der Rückstand auf Montillet
herkam, muss aber erst geklärt werden. "Oben war ich gut dabei,
vielleicht habe ich dann nicht die optimale Linie erwischt", sagt
Götschl. Und immerhin hatte sie auch noch Glück: Denn nur vier
Zehntel trennten sie von Platz zehn, die Deutsche Hilde Gerg
verpasste eine Medaille gerade um ein Zehntel.
Selina Heregger schaffte nach Bronze bei der WM in St. Anton mit
Platz sechs eine weitere Spitzenplatzierung und nützte damit ihre
Startnummer - sie war als erste des ÖSV-Quartettts ins Rennen
gegangen - voll aus. "Ich habe mir auch nichts vorzuwerfen, es war
ein guter Lauf von mir", erklärte die Kärntnerin, die vor Montillet
nur den Hut ziehen konnte. "Am Ski kann es nicht gelegen sein, denn
da, wo Montillet die Zeit geholt hat, war es steil."
Dorfmeister und die Verhältnisse
Tief enttäuscht war hingegen Michaela Dorfmeister. Nach ihrer
Zieldurchfahrt und dem für sie absolut nicht zufrieden stellenden
neunten Platz verkroch sie sich zuerst im Materialzelt und vergoss
einige Tränen. "Mit der hohen Nummer ist im unteren Teil nichts mehr
gegangen. Wenn man um Gold mitfährt und nur als Neunte abschwingt,
verschlägt es einem schon die Sprache. Das sind meine letzten Spiele,
deshalb ist die Enttäuschung riesengroß."
Und auch Brigitte Obermoser rätselte: "Ich bin den gleichen Ski
wie im Training gefahren, da ging er wie die Feuerwehr. Im Ziel fragt
man sich dann schon, wo zwei Sekunden herkommen. Wenigstens komme ich
leicht durch die Kontrolle, weil ich kein Metall umgehängt habe." (APA)