Wien/München/Luxemburg - Der internationale Frächterkrimi rund um den Niederösterreicher Karl Kralowetz wird immer brisanter. Laut deutscher Polizei sei bei einem Flughafen in Frankreich ein Pkw gefunden worden, der möglicherweise als Fluchtauto für den in Luxemburg inhaftierten Karl Kralowetz vorgesehen war. In dem Auto, das ein Kennzeichen aus dem Fuhrpark der inkriminierten Frächterfirma trug, hätten sich neben viel Bargeld auch zahlreiche Unterlagen über die Firmen von Karl Kralowetz befunden. Ein deutscher Fahnder sprach im ORF-Interview von einer gescheiterten "Nacht-und-Nebel-Aktion". Karl Kralowetz weist alle Vorwürfe, die in Richtung Betrug und Ausbeutung gehen, zurück.

Dass mit Kralowetzs UCL gerade eine Luxemburger Frächterfirma ins Fadenkreuz internationaler Ermittlungen gelangt ist, ist kein Zufall: Luxemburger Unternehmen brauchen für ausländische Lkw-Fahrer keine Aufenthaltsgenehmigung, wenn diese nicht in Luxemburg ausliefern. Was jeder Fahrer in Form einer Firmenbescheinigung immer bei sich hat.

Gewerbeberechtigung in Österreich umstritten

Auf diese so genannten "Negativzertifikate" berief sich Mittwoch auch der oberösterreichische Transportunternehmer und Wirtschaftskammerfunktionär Franz Grad von der Firma Transdanubia in Pasching bei Linz. Grad kritisierte die Ausweisung beziehungsweise die Festnahme von je einem ungarischen Fahrer seiner Transdanubia Luxemburg durch bayerische Behörden. Ein Gutachten der Universität Salzburg bestätige EU-rechtskonformes Vorgehen der Transdanubia, so Grad.

In Österreich ist indes die Frage der Gewerbeberechtigung heftig umstritten. Bis April 2000 gingen Bezirkshauptmannschaften mit der Erteilung von Gewerbeberechtigungen für ausländische Lkw-Lenker recht freizügig um. Meist genügte der Antrag einer Firma - die Fahrer selbst waren oft in Einzelheiten gar nicht eingeweiht.

Pröll wird mangelnde Aufsicht vorgeworfen

Diese Praxis ist zwar seit fast zwei Jahren per Erlass von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (VP) verboten, wurde aber scheinbar weiter beibehalten. Allein die Bezirkshauptmannschaft Waidhofen/Thaya soll Dutzende Gewerbeberechtigungen an ausländische Chauffeure vergeben haben. Einer davon, ein slowakischer Lenker, befindet sich in Deutschland in Haft.

SP-Konsumentenschutzsprecher Johann Maier sieht eine Mitverantwortung für die illegalen Gewerbeberechtigungen in Niederösterreich bei Landeshauptmann Erwin Pröll (VP). Maier wirft Pröll als Oberbehörde "mangelnde Aufsicht" vor.

Wie berichtet, laufen zurzeit Ermittlungen gegen mehr als zehn österreichische Transportfirmen. In Südtirol wurde ein Tiroler Frächter festgenommen, dem die deutsche Justiz Schlepperei und Betrug vorwirft. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.2.2002)