Weltraum
Österreicher baute Sternwarte auf Teneriffa
Hermann Koberger, pensionierter Maschinenbau- Konstrukteur, hat sich einen Lebenstraum erfüllt
Wien - Eine eigene Sternwarte zu haben ist wohl der Traum
vieler Hobbyastronomen. Der pensionierte oberösterreichische
Maschinenbau-Konstrukteur Hermann Koberger hat sich diesen nun
erfüllt: Vor Kurzem eröffnete er seine "Estacion Astronomica Vilaflor" auf der Kanareninsel Teneriffa. Sowohl Kuppel als auch
Instrument sind größtenteils selbst gebaut, berichtet die
Astronomiezeitschrift "Der Sternenbote".Klarer Himmel
Die Kanarischen Inseln eigenen sich auf Grund der meist klaren
Sicht auf den nächtlichen Himmel besonders gut für astronomische
Beobachtungen. So baut Spanien auf der Insel La Palma derzeit das
größte europäische Teleskop, das so genannte Grantecan. Nicht zuletzt
auf Grund der "Lichtverschmutzung" müssen Astronomen für ihre
Beobachtungen in immer abgelegenere Weltgegenden. Vor allem in
Großstädten ist die Lichtverschmutzung besonders schlimm. Hier wird
die Nacht vielfach zum Tag gemacht, die vielen Lichtquellen machen
aus dem satten Schwarz des nächtlichen Himmels ein mattes Grau,
Beobachtungen von fernen Sternen sind dann kaum mehr möglich.
Westbahn-geschädigt
Koberger beschäftigt sich bereits seit Jahrzehnten mit der
Astronomie. 1967 erlernte der Maschinenbauer das Spiegelschleifen,
seine Kenntnisse gab er später auch bei Kursen im Planetarium Wien an
Andere weiter. 1968 baute er sich seine erste Sternwarte auf dem Dach
seines Elternhauses in Zipf (Oberösterreich). Da das Gebäude aber
direkt an der Westbahn lag, bereiteten ihm die Vibrationen durch den
zunehmenden Zugverkehr Probleme bei Langzeitbelichtungen.
Astronomisches Asyl
Ende der achtziger Jahre erwarb Koberger ein Stück Grund in dem
1.500 Meter hoch gelegenen Dorf Vilaflor auf Teneriffa. In den
folgenden Jahren wurde Urlaub für Urlaub in Roh- und Ausbau des
Hauses gesteckt, 1999 konnte der begeisterte Astronom mit der
Errichtung der vier Meter hohen Kuppel beginnen. Im selben Jahr
begann auch der Schliff des 60-Zentimeter-Spiegels. Und heuer, am 12.
Jänner, war es dann so weit: Die Privatsternwarte konnte eröffnet
werden.
"Mit Sachkenntnis und Liebe"
Unter den Festgästen war auch der bekannte österreichische
Astronom und Betreiber des Freiluftplanetariums Sterngarten
Georgenberg, Hermann Mucke. "Ich konnte mich von der hervorragenden
Qualität des Teleskops überzeugen, man merkt, dass es sowohl mit
Sachkenntnis als auch mit Liebe gefertigt ist", so Mucke. Mit einem 60 Zentimeter-Spiegel lassen sich
beispielsweise Details auf dem Mond ausnehmen, die weniger als 50
Meter groß sind.
Beobachtungsziele
Hermann Kobergers astronomische Forschungsinteressen sind breit
gestreut. So will er sich auf seiner neuen Sternwarte in den
kommenden Jahren unter anderem der Beobachtung von Kleinplaneten
widmen. Besonders interessant seien dabei die erdnahen Kleinplaneten
und Trümmer, die gelegentlich auch in die Atmosphäre der Erde geraten
und Meteoritenerscheinungen verursachen.
Blick in den "Deep Sky"
Koberger will seinen Spiegel aber auch in den tiefen Weltraum
richten und den "Deep Sky" erforschen. Auch das Thema "veränderliche
Sterne" steht auf der Liste des Astronomen. Kontakte hält Koberger
auch zu Wissenschaftern des deutschen Max Planck-Instituts, die auf
der benachbarten Insel La Palma ein Projekt zur Erforschung von
Lichtblitzen aus kollabierenden Sternen betreiben.
Diese Blitze werden auch Hypernova genannt, sie sind extrem kurz,
aber besonders intensiv. Würde sich ein derartiger Blitz in unserer
Galaxie ereignen, würde auf der dem Ereignis zugewandten Seite der
Erde das Leben ausgelöscht. "Es gibt keine Vorwarnungen für derartige
Ereignisse. Um eines aufzeichnen und erforschen zu können, kann man
nur das Teleskop auf Verdacht in eine Region mit einer besonders
hohen Galaxiendichte richten und warten", so der Sternwarte-Chef.
Örtliche Hilfe und Dank
Die Forschungen Kobergers werden weitgehend auf mondlose Nächte
beschränkt sein. In Mondnächten möchte er seine Instrumente
interessierten Einheimischen zur Verfügung stellen, gleichsam als
Dank für die Unterstützung durch Bürgermeister und Gemeinde. So
wurden erst vor Kurzem Blendschutzeinrichtungen an
Straßenbeleuchtungen rund um die Sternwarte angebracht, um die
Beobachtungen nicht zu beeinträchtigen. "Insgesamt bemüht sich die
Gemeinde sehr wohlwollend um das Projekt und wird per
Gemeindeverfügung eine lichtgeschützte Zone erklären", berichtete
Koberger. (APA)