Hamburg - Hamburgs nach 85 Tagen Kandidatensuche gefundene neue Kultursenatorin, die parteilose 54-jährige Journalistin Dana Horakova, sieht sich Verdächtigungen ausgesetzt. Gegen die in Prag Aufgewachsene wurden Vorwürfe laut, Spitzel des kommunistischen Geheimdienstes in der früheren Tschechoslowakei gewesen zu sein. Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung", der sich auf das Buch "Tagträume" (Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg) des tschechischen Autors Ludvik Vaculik über die tschechischen Dissidenten in der Zeit des Kommunismus bezieht, soll Horakova damals in Dissidentenkreisen unter Spitzelverdacht gestanden haben. Sie habe die Vorlage abgegeben für Vaculiks Romanfigur Ella, die dem Staatssicherheitsdienst Informationen zuspielt. Horakova hatte hingegen bei ihrer Vorstellung als künftige Kultursenatorin in ihrer Vita auf die Zeit in Prag verwiesen. "Meine Wohnung in der Altstadt wurde zum Treffpunkt oppositioneller Künstler, Denker und Studenten", schrieb sie. Nach der Veröffentlichung der "Charta 77" verlor Horakova ihre Arbeit als Verlagsredakteurin und musste das Land verlassen. 1979 kam die in Deutschland geborene Tochter einer Deutschen und eines Tschechen in die Bundesrepublik zurück. Horakova wies den gegen sie erhobenen Verdacht am Donnerstag auf Anfrage zurück. "Was ich dazu zu sagen hatte, habe ich bereits gesagt. Es gibt diesen Roman, es gab und gibt auch diese Gerüchte. Aber ich war nie, nie, nie informelle Mitarbeiterin des tschechischen Geheimdienstes", sagte die Kultursenatorin und ehemalige stellvertretende Chefredakteurin der "Welt am Sonntag". (APA/dpa)