Washington - Die finanziell äußerst lukrativen Insider-Geschäfte einiger Manager des zusammengebrochenen US-Energieriesen Enron sind in einem nun veröffentlichten Bericht des Enron-Vorstands aufgeschlüsselt, der von der "New York Times" zitiert wird. Demnach hat ein enger Personenkreis rund um den ausgeschiedenen Finanzchef der Firma, Andrew S. Fastow, durch Partnerschaften mit von Enron ausgelagerten Partnergesellschaften in kurzer Zeit ein Vermögen angehäuft. Vor dem eigenen Unternehmen, Enron, habe Fastow seine Transaktionen geheimgehalten, so der Vorstand. Benannt wurden die Geschäfte nach einem noblen Bezirk am Sitz des Konzerns in Houston, Texas, "Southampton Place", in dem Fastow und der ehemalige Geschäftsführer Michael Kopper wohnten. Die ohne Wissen und Erlaubnis der Firma durchgeführten Transaktionen brachten ihren Teilnehmern einen enormen Gewinn, heißt es in dem Bericht. So konnten zwei der Investoren für einen Betrag von je 5.800 Dollar, etwa der Preis eines Gebrauchtwagens, innerhalb von zwei Monaten je über eine Million Dollar einstreichen. Fastow selber habe aus einem Betrag von 25.000 Dollar aus einer Familienstiftung innerhalb einiger Wochen ein Vielfaches von 4,5 Mill. Dollar erzielt. Die profitablen Deals wurden alle zu Jahresanfang 2000 gemacht und waren dem Enron-Vorstand nicht bekannt, heisst es in dem Bericht. Die "Southampton"-Geschäfte funktionierten offenbar mittels der Informationen von Fastow aus dem Unternehmen. Der Enron-Konzern hatte zahlreiche Partnerschaften gegründet, die nach Medienberichten lediglich dazu dienten, Verluste auszulagern und die Gewinne in der Bilanz aufzublähen, um den Aktienkurs in die Höhe zu treiben. Die Gruppe um Fastow habe nun ihrerseits die "Southampton"-Partnerschaften gegründet, die mit diesen Enron-Partnerschaften wiederum Geschäfte machten. Die Fastow-Gruppe habe auf diese Weise zahlreiche "Insider-Geschäfte" getätigt und daraus in riesigem Ausmaß profitiert. Als die Transaktionen im vergangenen Herbst bekannt wurden, habe der Vorstand alle noch im Unternehmen arbeitenden "Southampton"-Partner entlassen. Bis dahin habe kein Mitglied des Enron-Vorstands gewusst, dass hinter den Partnern ihrer Partner eigentlich Enron-Leute gestanden hatten. Enron hatte im vergangenen Dezember Gläubigerschutz beantragt. Der Zusammenbruch war die größte Pleite der US-Firmengeschichte, bei der tausende Anleger ihre Investitionen und tausende Mitarbeiter ihre Jobs und ihre angesparten Pensionsfonds verloren hatten. (APA)