Wien - Vor den Toren Wiens kann man bald biomäßig Gas geben: Der Probebetrieb in Österreichs bisher größter Biodiesel-Raffinerie in Zistersdorf ist abgeschlossen - jetzt beginnt der Einschichtbetrieb, und in Summe sollen hier jährlich 40.000 Tonnen Biodiesel produziert werden.

"Wir haben ein neues System entwickelt, mit dem eine kontinuierliche Veresterung möglich ist", berichtet Richard Gronald von der Donauwind Ges.m.b.H. "Und so können wir in vier Industriecontainern in weit kürzerer Zeit so viel produzieren, wie in älteren Anlagen, die so groß wie ein halbes Fußballfeld sind." Ein Detail zur Leistung: "Der Durchlauf beträgt fünf Tonnen pro Stunde."

Die "Rohstoffe", die in dieser 4,87 Millionen Euro-Anlage (67 Mio. S) verarbeitet werden, sind in erster Linie Altöle, die in Niederösterreich gesammelt werden. Dazu kommt Öl, das aus dem Raps-Anbau gewonnen wird.

Steirer "im Öl"

Die Altölsammlung in den "Fetty"-Behältern läuft in Niederösterreich gerade an - nach Vorbild der steirischen Altölsammlung, die bereits vor zwei Jahren begonnen wurde. Und die Kampagne, die etwa unter dem Slogan "Wir Steirer sind manchmal im Öl" lief, war dort durchaus erfolgreich: "In der Steiermark wurden mit gesammelten 5000 Jahrestonnen bereits 50 Prozent des Potenzials erzielt", berichtet Gronald.

Nach der Fertigstellung der Niederösterreichischen Biodieselanlage muss ein weiterer Investitionsplan allerdings warten. "Wir wollten auch auf Wiener Gebiet eine 20.000-Tonnen-Anlage errichten", so Gronald. "Wir wissen aus Studien, dass das Potenzial durchaus vorhanden wäre."

Allein: Die Wiener Verantwortlichen konnten für dieses Projekt nicht wirklich erwärmt werden. "Wien denkt derzeit nicht an so etwas", heißt es im Büro der Umweltstadträtin Isabella Kossina (SP), wobei hier auf andere Untersuchungen verwiesen wird: Der Rapsanbau habe unter anderem eine höhere Nitratbelastungen zur Folge. Man setze daher auf die Forcierung des öffentlichen Verkehrs und alternativer Antriebsmodelle für Autos.

Bei der Donauwind wird jedenfalls anders gerechnet: "Biodiesel ist in Summe CO-Neutral, hat 50 Prozent weniger Partikel und hat so gut wie keinen Schwefelgehalt", so Gronald. Bei der Zistersdorfer Biodieselanlage kann man sich bei der Donauwind Ges.m.b.H. wie auch bei Windrädern beteiligen: Ab einer Beteiligung von 1000 Euro gibt es eine jährliche Rendite von 10 Prozent. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.2.2002)