Mensch
FAO-Konferenz in Kairo : Afrika auf der Suche nach Wegen aus der Aids-Falle
Kairo - Die Immunschwächekrankheit und ihre Auswirkungen:
Den katastrophalen Folgen von Aids auf die afrikanische
Landwirtschaft widmet sich derzeit eine Regionalkonferenz der
UNO-Ernährungsorganisation (FAO) für Afrika in Kairo (4. bis 6.
Februar). Welches Ausmaß die Seuche in dem Kontinent bereits
angenommen hat, zeigen die Zahlen. Weltweit sind rund 36 Millionen
Menschen mit dem HI-Virus infiziert, etwa 25 Millionen Betroffene -
also rund 70 Prozent - leben in den afrikanischen Ländern südlich der
Sahara. Am stärksten von HIV betroffen sind Menschen im Alter zwischen 15
und 49 Jahren. Für Länder mit einer Infektionsrate in dieser
Altersgruppe von 20 bis 36 Prozent wie etwa Äthiopien, Kenia,
Namibia, Botswana, die Republik Zentralafrika oder Südafrika fällt
damit ein beträchtlicher Teil der wirtschaftlich produktivsten
Bevölkerungsschicht weg. Die Folgen auf die Wirtschaft sind fatal.
Das gilt auch für andere wichtige Bereiche der Gesellschaft: So
starben etwa 1998 in Sambia rund 1.800 Lehrer an Aids. Das entspricht
etwa zwei Drittel aller Lehrer, die dort jährlich ausgebildet werden.
Allgemein - so die FAO in einer Aussendung - herrscht Einigkeit
darüber, dass Information und Bildung die effektivsten Waffen gegen
Aids sind. Lehrer sollten dabei eine integrale Rolle spielen. Wenn
sie aber selbst Opfer der Immunschwächekrankheit werden, ist eine
Tragödie fast unausweichlich.
Oft ist Aids in den ländlichen Regionen Afrikas bereits ein
größeres Problem als in den Städten. In vielen Gebieten verödet
bereits ohnehin knappes Agrarland, weil niemand in der Lage ist, es
zu bestellen. Mit der rasant schnelleren Generationenfolge geht auch
landwirtschaftliches Know-How verloren.
Schon jetzt zeigen Studien, dass nur sieben Prozent der
landwirtschaftlichen Haushalte, die von Aids-Waisen geführt werden,
über ausreichendes landwirtschaftliches Wissen verfügen. Die
Nahrungsversorgung von Millionen Afrikanern ist damit gefährdet.
Geschätzte sieben Millionen Agrararbeiter südlich der Sahara sind
bereits an Aids gestorben. Bis zum Jahr 2020 könnten allein in den
schwer betroffenen Ländern weitere 20 Millionen weitere Opfer folgen.
Das würde einen Rückgang der Zahl der verfügbaren Agrararbeiter um
rund 25 Prozent bedeuten. Damit droht der faktische Zusammenbruch der
afrikanischen Landwirtschaft.
Aber die Infektionsraten sind nicht gleich unter den Geschlechtern
verteilt. Frauen sind von Aids weitaus schlimmer betroffen als
Männer. So waren im Jahr 2000 zwischen 32 und 43 Prozent aller
schwangeren Frauen in Swaziland HIV-positiv. Besonders hoch ist das
Risiko für Frauen, deren Ehemänner als Fremdarbeiter oder
Lastwagenfahrer unterwegs sind.
Dazu kommen aber auch soziale Komponenten: Zum Beispiel sind in
vielen Ländern Afrikas Frauen, deren Männer an Aids gestorben sind,
nicht erbberechtigt. Sie sind dazu gezwungen, als Prostituierte zu
arbeiten.
Auswege aus dieser Situation werden derzeit von 52 afrikanischem
Mitgliedsstaaten der FAO (UN-Food and Agriculture Organization)
diskutiert. In diesem Zusammenhang stehen Themen wie Land- und
Wasser-Ressourcen, Nahrungsabsicherung, Fischerei, die Rolle der
Geschlechter im Wirtschaftsleben und das Aufrechterhalten der
Agrar-Entwicklung auf der Tagesordnung. Außerdem wollen Experten die
Schaffung eines gemeinsamen afrikanischen Agrarmarktes überprüfen.
Damit könnten neue Möglichkeiten für einen breiteren
innnerafrikanischen Handel geschaffen werden. (APA)