Dem Vergessen entgegenwirken

möchte die frauenspezifische Sammlung von Alltagsdokumenten der Universität Wien – vermutlich die einzige ihrer Art in Europa. Sie ist eine der vielen Intiativen, die das Institut für Geschichte seit Jahren setzt, um die Forschung, die Lehre und die Veröffentlichung auf dem Gebiet der Frauen- und Geschlechterforschung voranzutreiben. -
Eine Ansichtssache von Isabella Lechner.
Sammlung Frauennachlässe

Das engagierte Team

das dahintersteht (von li. nach re.): Ulli Seiss (Archiv), Univ. Prof. Edith Saurer (Gründerin, Organisation), Li Gerhalter (Archiv) und Univ. Ass. Christa Hämmerle (Organisation)
Isabella Lechner

Privates Schriftgut von Frauen

wird seltener als überlieferungswürdig erachtet als Nachlässe von Männern, weshalb es auch nur selten systematisch erfasst und ausgewertet wird.
Isabella Lechner

Der Weg ins Archiv

führt oft über Umwege und Mundpropaganda – so wie dieses „CARE“-Paket mit Briefen und Fotos. Einiges wurde auch schon vor dem Altpapiercontainer gerettet.
Isabella Lechner

Schreiben als kulturelle Praxis

charakterisierte nicht nur das Leben von Frauen gehobener Schichten, sondern auch das von städtischen und ländlichen Unterschichtsfrauen, was besonders für Kriegs- und Krisenzeiten zutrifft. So wie bei dieser Postkartensammlung – Nachrichten aus Theresienstadt von einer Mutter an ihre Tochter.
Isabella Lechner

Bilder aus längst vergangenen Tagen

gehören neben Tagebüchern und Briefsammlungen zum Hauptbestandteil der Sammlung.
Zusammen mit den Schicksalen, Erinnerungen und Geschichten, die sich dahinter verbergen, werden die Frauen in der Fantasie des Betrachters für Augenblicke wieder lebendig...
Sammlung Frauennachlässe

Sommerfrische 1906

„Liebste Einzige, hätte ich nicht eigentlich schon früher schreiben sollen? Meinem Bedürfnis nach ganz gewiß; denn auch heute schreibe ich nur, um Dir zu schreiben, mit Dir zu plaudern. Wenn ich vor dem Brief an Dich sitze, kommt mir vor, als hätte ich den Winkel gefunden, in den ich mit allen meinen Gedanken und Wünschen, mit allen, oft so kleinlichen, Sorgen und Freuden gehörte...“
Sg. Frauennachlässe

Tiefe Freundschaft

..."Nicht einmal meiner Mama gegenüber habe ich dieses Gefühl des unbedingten Vertrauens, das ich empfinde, wenn ich an Dich auch nur denke. Meine Scheu, über mein innerstes Empfinden zu sprechen, mag wohl viel beigetragen haben, Dich mir so nahe zu bringen, weil ich eben an Dich schreiben mußte, um Dir nahe zu sein. Gebe Gott, daß weder äußere noch innere Veränderungen unser Verhältnis ändern..."
(Briefwechsel zweier junger Lehrerinnen aus Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die sich über neun Jahre regelmäßig schrieben – Auszug aus einem Brief aus der Sommerfrische von 1906)
Sg. Frauennachlässe

Wien, 7. Oktober 1914

..."Ich werde von nun an mehr hereinschreiben; wenn ich sonst in Jahren mein Tagebuch lesen werde, werde ich mir ja gar keinen Begriff meines Mädchenlebens machen können..."
Sg. Frauennachlässe

Hoffnungen und Erwartungen

1908..."Eben ist das neue Jahr angebrochen...Mit Anfang des neuen Jahres beginnt auch mein neues Tagebuch. Ach, vor mir liegt nun wieder ein ganzes Jahr in dunklem Schleier in dem alles verborgen ist und erst nach und nach gelichtet wird, was das neue Jahr mir bringt..."
(Aus den Tagebüchern des umfangreichsten Tagebuch-Nachlasses einer katholischen Schriftstellerin aus Wien (1895-1979))
Sg. Frauennachlässe

"Und so finden wir uns wieder..."

..."Es ist eine teilweise sehr bittre Zeit, die ich hinter mir habe, und wie sehr ich Dich vermißt habe, liebes Tagebuch, um Dir meine Sorgen auszuschütten, um ausdrücken zu können, wie weh mir zumute war..."
Sg. Frauennachlässe

"Ich bin so froh...

...daß ich wieder mein Tagebuch habe, daß ich wieder schreiben kann, was mich bewegt und erfüllt."
(aus den Tagebüchern der Wiener Schriftstellerin)
Sg. Frauennachlässe

12./IX. 1906.

..."Seit ich Rousseaus Bekenntnisse lese, denke ich manchmal, ob eine derartige Selbstbiographie, von einem von uns abgefaßt, nicht eben so interessant wäre."...
(aus dem Briefwechsel der Wiener Lehrerinnen)

zum Artikel: "Und etwas von mir wird bleiben..."
Sg. Frauennachlässe