Das muss man Hans Dichand lassen: So leicht lässt er nicht locker. Sein Kampfstil gegen Wolfgang Schüssel erinnert zwar allmählich an den Don Quichottes gegen Windmühlen, aber nach dem müden Echo des Temelín-Volksbegehrens als Medienzar von der traurigen Gestalt übrig geblieben zu sein ficht ihn nicht an. Wieder greift er, unterstützt von Sancho Ich schreib so gern Nenning, zur Schlagzeile, um gegen den treulosen Kanzler ins Treffen zu ziehen, der diesmal seinen Untertanen das kostbare Wasser abgraben will, nachdem er sich in der letzten Zeit darauf konzentriert hatte, sie dem böhmischen Atomdrachen zuzutreiben. Länder-Aufstand gegen Schüssel: Kein Ausverkauf unseres Wassers! lautete der Aufmacher der Sonntags- "Krone".

Im Blattinneren wurde der Länderaufstand gegen Schüssel noch zweimal wiederholt, und auch kein Zweifel daran gelassen, wer ihn anzetteln soll - kein anderer als die schwarze Personalreserve Dichands gegen den schwarzen Bundeskanzler: Pröll und Co. kämpfen um Österreichs Naturschätze. So kühne Tat ist nobel zu lohnen, auch wenn sie über leere Worte bisher nicht hinausgegangen ist. Sogleich musste der Haustroubadour in die Saiten greifen, um Heldenmut unter der Enns zu besingen. Es hat das Volk, nach Schüssels Lehren,/ bei Temelín nichts zu begehren./ Gleich seinem Busek drängt es ihn,/ den Schwanz vor Lobbys einzuziehn./ Dem Pröll dagegen war nicht gleich/ die Sicherheit von Österreich./ Er hielt es für gescheit mitnichten,/ auf seine Trümpfe zu verzichten.

Unterstützt wurde er vom allzeit getreuen Knappen Nenning, der seinen Beitrag im stilistischen Eselstrab ablieferte: Ich schreib so gern. Das kommt daher, dass ich nur über Dinge schreibe, die mir am Herzen liegen, was sich gewöhnlich mit den Dingen deckt, die ihm sein Herr ans Herz legt. Die Seen, die Wälder, die Flüsse gehören uns - Österreich gehört uns -, meine Serie in der "Krone bunt" läuft schon eine ganze Zeit, weil er doch so gern schreibt.

Im Taumel der Begeisterung darüber, dass Österreich uns gehört und nicht der Atomlobby, auch wenn man hört, dass Kanzler Schüssel dem Multi schon im Wort ist, ist man sogar bereit, Mitkämpfer an die Brust zu drücken, die man bisher weniger geschätzt, ja sogar verabscheut hat. Nun ist also auch der "Kurier" gegen diesen üblen Deal, gegen den die "Krone" schon immer war und ist. Herzlich willkommen. Und Aktivitäten von Mitmenschen, die man in der "Krone" bisher - wollte man freundlich sein - als Gutmenschen, gewöhnlich aber als gewaltbereite linke Chaoten handelte, wurden fast schon übertrieben objektiv dargestellt.

Unter dem Titel "Jubiläums"-Demo gegen die Regierung hieß es fast lobend: Die ordnungsgemäß angemeldete Demonstration begann um 15.30 auf dem Westbahnhof (sic). Die Route der Teilnehmer führte . . . zum Ballhausplatz, wo unter anderem Vertreter von SPÖ, Grünen, Gewerkschaften, Studenten-und Frauenverbänden und Künstler ihren Missmut über die Regierung lautstark kundtaten. Anlass war die Halbzeit der schwarz-blauen Koalition. Der Protest richtete sich vor allem gegen die Arbeitsplatzpolitik und gegen die soziale Kälte der Regierung.

Gelegentlich wurde dort der Missmut über die Regierung nicht nur lautstark, sondern im Hinblick auf die Person des Kanzlers auch überaus volkstümlich artikuliert; aber einem geschenkten Partner gegen Schüssel schaut man halt nicht aufs Maul. Herzlich willkommen.

Die "Krone"-Leser konnten den Schwenk von Schüssels Temelín-Verrat zu Schüssels Wasser-Verschwörung nicht von einem Tag auf den anderen mitvollziehen, aber der Pawlowsche Reflex wird nicht lange auf sich warten lassen. Zwar trommelte das Blatt am Montag weiter auf Schüssel ein: "Jetzt liegt es in der Hand des Kanzlers" - "Ausverkauf der Wasserkraft muss gestoppt werden!" Aber auf der Leserbriefseite war es noch das Hauptanliegen des Tages, die braven Polizisten zu verteidigen, die ihre nackten Tatsachen für einen Kalender hingehalten hatten (auch wenn man dem Kanzler und seinen böhmischen Atomkomplicen nicht völlig Ruhe gönnte). Juristisch war man sich dabei klar, dass die vom Ministerium und den verantwortlichen Dienststellen eingeleiteten Maßnahmen gegen die blaue Blüte der Grazer Polizei überzogen und ungerechtfertigt sind.

Aber man ist Ästhet, besonders wenn Mann und aus Graz. Auch unser "Freund und Helfer" ist also nur "Nackert im Gwand", und das sportlich durchtrainiert und durchwegs schön anzuschauen. Statt den weiblichen Nackedeis wären kunstvoll fotografierte Politessen angebracht gewesen, dann hätte dieser Kalender dem der Jungbäuerinnen noch den Rang abgelaufen. Schade drum!

Das sollte auch Dichand beherzigen. Statt einfallslos Die Frau von nebenan zu präsentieren, hätte er längst auf "Die Politesse von nebenan" kommen sollen. Nenning könnte ja ein Polizisten-Manifest dazu dichten - er schreibt doch so gern.