Literatur
Selbstmord von Aglaja Veteranyi
Die Schriftstellerin wurde bekannt durch den Roman "Warum das Kind in der Polenta kocht"
Zürich - Die aus Rumänien stammende Schriftstellerin
Aglaja Veteranyi hat in der Nacht zum Sonntag in ihrem Wohnort Zürich
Selbstmord begangen. Dies bestätigte die Deutsche Verlagsanstalt DVA
am Montag. Die 1962 in Bukarest geborene Schriftstellerin wurde mit
ihrem ersten 1999 veröffentlichten Roman "Warum das Kind in der
Polenta kocht" schlagartig bekannt und erhielt zahlreiche
Auszeichnungen. Die Tochter eines Clowns und einer Artistin trat
schon als Kind im Zirkus auf, nicht nur in Europa, sondern auch in
Afrika und Südamerika. 1977 kam sie mit ihrer Familie als Flüchtling
in die Schweiz."Ich war dafür vorgesehen im Zirkus zu arbeiten"
Veteranyi absolvierte eine Schauspielausbildung und arbeitete seit
1982 als freischaffende Schauspielerin und Autorin. Sie bezeichnete
sich selbst als Autodidaktin. Noch bei ihrer Ankunft in der Schweiz
als Jugendliche war sie praktisch eine Analphabetin. Eine Grundschule
hatte sie nie besucht. "Ich war nicht dafür vorgesehen, in der
Außenwelt zu bestehen, sondern im Zirkus zu arbeiten", sagte
Veteranyi vor einiger Zeit in einem Interview der Schweizer
"SonntagsZeitung".
Der unerfüllte Traum vom besseren Leben im Westen
In ihrem ersten Roman schildert Veteranyi aus der Sicht eines
Mädchens die Geschichte einer Zirkusfamilie, die aus dem
diktatorischen Rumänien flieht. Der Traum eines besseren Lebens
erfüllt sich im Westen für die Romanfiguren jedoch nicht. Vielmehr
bleibt die Familie fremd und zerfällt. Auf das Autobiografische des
Textes angesprochen, betonte Veteranyi mehrfach: "Der Roman ist nicht
meine Lebensgeschichte." Vor ihrem Roman veröffentlichte die Autorin
zahlreiche Kurzgeschichten. (APA/dpa)