Stuttgart - Der Geologe Manfred Krautter von der Universität Stuttgart hat große Kieselschwamm-Riffe vor der Westküste Kanadas entdeckt. Diese Hohltiere, die in einer Tiefe zwischen 165 und 240 Metern leben - hier herrschen ganzjährig Temperaturen zwischen vier und sechs Grad -, waren vor 160 Mio. Jahren in weiten Teilen der Erde häufig. Der Geologe, der 1999 mit der Erforschung der Kieselschwammriffe begann, wird im Juni 2002 wieder nach Kanada fliegen, um weitere Forschungsarbeiten durchzuführen.Kieselschwammriffe erstreckten sich vor 160 Mio. Jahren über einen Gürtel von fast 7.000 km Länge vom Kaukasus bis in die heutige USA. Die Riffe befanden sich im flachen Wasser."Im Tertiär verschwanden die Kieselschwämme dann plötzlich", so Krautter. Heute gebe es diese Kieselschwammriffe nur noch im Queen Charlotte Sound vor der Küste von Vancouver Island. "Diese Riffe sind bei der Schelfkartierung eher zufällig entdeckt worden", so der Forscher. Bei über 5.000 Tauchfahrten mit dem U-Boot habe es nichts Vergleichbares gegeben, meint der Wissenschaftler. "Die Schwämme selbst sind nichts Besonderes, aber die Anhäufung von diesen Mengen an Tieren ist eine Sensation", so Krautter. Krautter ist gemeinsam mit kanadischen Forschern 1999 zu den Riffen gefahren. "Die erste Expedition war sozusagen eine Besichtigung der Arten und der Erforschung der umliegenden Fauna. Nun wollen wir die Ökologie der Riffe genau untersuchen", so Krautter, der meint, dass diese Riffe unter Schutz gestellt werden müssen. Für die diesjährige Operation will der Forscher auch eine Langzeitbeobachtung vornehmen. Untersucht werden soll auch die Reaktion der Tiere auf menschliche Einflüsse, Heilungsprozesse der Riffe und die Ansiedlung von Jungschwämmen auf Schwammskeletten. Im Juni wird Krautter wieder in die subpolaren Gewässer abtauchen und das 700 Quadratkilometer große Meeresboden-Areal noch genauer untersuchen. Gemeinsam mit dem Geological Survey of Canada werden die Forscher auf dem Coast Guard Schiff "John P. Tully" in See stechen. (pte)