Wenn nicht die Familie selbst, so gewährt doch zumindest das Familienalbum den Zusammenhalt derselben. Dieser identitätsstiftende Charakter von Fotografie könnte Grund für die Zensur von insgesamt 196 Aufnahmen von Angehörigen russischer Kriegsgefangener im österreichischen Lager Wieselburg (102 Hektar!) gewesen sein. Das Konvolut ist Teil des insgesamt über 60.000 Fotografien umfassenden Bestandes des Österreichischen Museums für Volkskunde, das nun mit anderen Objekten sowie Film- und Tondokumenten in der Ausstellung Zensurierte Bildergrüße zu sehen ist. Die an die Gefangenen in Essenspaketen mitgesandten Erinnerungsbilder zeigen vor allem die (unbekannten) verlassenen Familien: Frauen und Kinder. (red - DER STANDARD, Print, Sa./So., 02.02.2002)