Um ein bereits am 21. Oktober, zwei Wochen nach dem Beginn des Afghanistan-Krieges aufgenommenes Videoband mit einem Interview mit dem Terroristenführer Osama Bin Laden ist ein Streit zwischen dem amerikanischen Sender CNN und dem qatarischen TV al-Jazeera entstanden. CNN bestand trotz scharfer Proteste der Sendeleitung von al-Jazeera auf der Ausstrahlung. Dort hieß es, das Interview habe nicht den Standards des Senders entsprochen und sei deshalb im Oktober nicht gesendet worden. CNN sei auf inoffiziellem Weg an das Video gelangt, und die Ausstrahlung durch CNN sei illegal. Deshalb werde al-Jazeera seine Beziehungen zu CNN aufkündigen.CNN erklärte, die Existenz des Videos sei US-Regierung und Geheimdienst bereits kurz bekannt gewesen. Die Regierung in Washington habe eine Kopie, und der britische Premierminister Tony Blair habe in einer Rede vor dem Parlament im November daraus zitiert. Der Nachrichtenchef von CNN, Eason Jordan, erklärte, das Video werfe einige Fragen auf. So müsse al-Jazeera erklären, warum dessen Existenz zunächst geleugnet worden sei und ob der Sender weitere unveröffentlichte Videos habe. "Strafe Gottes" CNN strahlte das Video am Donnerstag aus. In dem Interview richtete Bin Laden nicht nur scharfe Angriffe gegen die USA, sondern sagte auch, "die Schlacht sei in die USA hineingetragen" worden. "Wir werden daran arbeiten, diese Schlacht fortzusetzen, wenn Gott will, bis zum Sieg oder bis wir vor Gott stehen", sagte Bin Laden. Auf die Frage, ob die Al-Qa'ida-Organisation Bin Ladens hinter den Anschlägen mit Milzbrand-Bakterien in den USA stecke, antwortete Bin Laden: "Diese Krankheiten sind die Strafe Gottes und eine Antwort auf die Gebete der unterdrückten Mütter im Libanon und in Palästina." Die US-Atombehörde NRC warnte unterdessen vor Anschlägen auf Kernkraftwerke in den USA. Es gebe Informationen, dass eines der 103 Atomkraftwerke zum Ziel von Attentätern werden könnte, sagte am Donnerstag ein Sprecher des Amtes für Heimatsicherheit. Er bezog sich auf ein NRC-Schreiben an die Kraftwerksbetreiber. Diese seien aufgefordert worden, das Umfeld der Kraftwerke zu beobachten und die Bundespolizei FBI über Besonderheiten zu informieren. Das FBI hat nach eigenen Angaben für die nächste Woche beginnenden Olympischen Winterspiele in Salt Lake City die höchste Alarmstufe ausgegeben. Zurückgewiesen Die US-Staatsanwaltschaft hat amerikanischen Menschenrechtsaktivisten das Recht abgesprochen, vor Gericht im Namen inhaftierter Taliban- und Al-Qa'ida-Kämpfer zu intervenieren. Das geht aus einem am Donnerstag eingereichten Antrag der Staatsanwaltschaft an das US-Bezirksgericht in Los Angeles hervor. Menschenrechtsaktivisten hatten in einer Petition verlangt, die Identität der auf dem US-Stützpunkt Guantanamo in Kuba internierten Gefangenen aus dem Afghanistan-Krieg und Einzelheiten über deren Unterbringung preiszugeben. US-Staatsanwalt John Gordon erklärte, das Gericht sei nicht für die Internierten zuständig. (Reuters, AP/DER STANDARD; Print-Ausgabe, 2./3. Februar 2002)