Wirtschaft
Staatsdruckerei soll ab 2003 an die Börse
Neuer Standaord wird Wien-Inzersdorf
Wien - Die Österreichische Staatsdruckerei GmbH (ÖSD), der
ehemalige Wert- und Sicherheitsdruck der unter der ÖIAG im Vorjahr
privatisierten Staatsdruckerei, will ab dem Jahr 2003 an die Börse.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der ÖSD, Johannes Strohmayer, von der
Mittelstandsbeteiligungsfirma Euro Capital Partners, die im Jänner
2001 die ÖSD zu 100 Prozent übernommen hat, sprach am Donnerstag am
Rande einer Pressekonferenz von einem Zeithorizont für das Going
public von drei Jahren. "Überstürzen wollen wir nichts, sondern ein
günstiges Börseklima abwarten", so Strohmayer. Als Börseplatz komme
nur Wien in Frage, "wir haben da eine konservative Position".Rennweg-Gebäude wird geräumt
Gemeinsam mit ÖSD-Generaldirektor Manfred Paula stellte Strohmayer
heute die nächsten Pläne der ÖSD vor. Das traditionelle
Staatsdruckerei-Gebäude am Rennweg, wo die zum Bundeskanzleramt
ressortierende "Wiener Zeitung" hergestellt wird und wo die heutige
ÖSD in 6 Stockwerken eingemietet war, wird zugunsten eines neuen
Standorts in Wien-Inzersdorf, Tentschertstraße, geräumt. Das 15.000
Quadratmeter große Grundstück, hinter jenem der Media Print an der
Südosttangente gelegen, hat die ÖSD von der ÖIAG um rund 80 Mill. S
(5,8 Mill. Euro) gekauft. Die 12.000 Quadratmeter Hallenfläche werden
von der ÖSD derzeit - den strengen Sicherheitsauflagen entsprechend -
umgebaut und bieten den Vorteil, den kompletten Betrieb auf einer
Ebene abwickeln zu können. Rund 20 Mill. S werden in den Umbau und
neue maschinelle Ausrüstung gesteckt. Die Übersiedlung der insgesamt
rund 200 Mitarbeiter wird mit der Verwaltung im April beginnen und im
Sommer abgeschlossen werden. Die Investition wird zu 70 Prozent aus
eigenem Cash-flow finanziert, 30 Prozent kommen von der CA Leasing.
Neues Internetportal
Als alternativer Standort war ein Grundstück im Burgenland in
Diskussion, direkt neben der Strohal-Druckerei der Print Media
Austria, die im vergangenen Dezember von der ÖIAG, als zweite
Ausgliederung der ehemaligen Staatsdruckerei, an die Investkredit
verkauft wurde. Diese Immobilie wäre wegen der höheren Förderung von
35 Prozent (gegenüber 7 Prozent in Wien) zwar billiger gekommen, doch
habe man sich wegen der günstigeren Wegekosten für Inzersdorf
entschieden, auch im Interesse von qualifizierten Mitarbeitern, die
wegen des langen Pendlerweg die ÖSD möglicherweise verlassen hätten.
Die ÖSD erzielte zuletzt 26 Mill. Euro (358 Mill. S) Umsatz, bei
einer Umsatzrendite von 10 Prozent. Je ein Drittel des Geschäfts
entfällt auf Briefmarken, den Sicherheitsdruck für in- und
ausländische Behörden und auf spezielle Druckerzeugnisse wie
Lotterielose, Einkaufsgutscheine und Ähnliches. Bei
Sonderbriefmarken, welche die ÖSD für die Post herstellt, ist der
letzte Schrei eine "Duft-Briefmarke" zum Valentinstag am 14. Februar,
aus der ein Blumenduft herausgerubbelt werden kann. Als neues
Geschäftsfeld entwickelt die ÖSD derzeit ein Internet-Portal, über
das österreichische Briefmarken der Zeitspanne 1850 bis 2001 an
Philatelisten angeboten werden.
Expansionsmöglichkeiten für Online-Portal im Ausland
Der Bereich Sicherheitsdruck stellt Reisepässe für verschiedene
Länder her und hat die Ausschreibung für alle Visumformulare des
Schengen-Raums gewonnen. Aus Südamerika wird ein Auftrag für
Reisepässe erwartet, aus Ecuador ist bereits ein Auftrag für
Benzingutscheine im Haus.
Den Markt für Sicherheitsdruck in Europa teilt sich ein Oligopol
von fünf bis sechs namhaften Druckereien, die im Behördenbereich
traditionell eng kooperieren. Expansionsmöglichkeiten sieht
Strohmayer für die ÖSD vor allem mit dem Internet-Portal im Ausland,
in zwei Jahren soll der Exportanteil 30 Prozent betragen, wobei
zweistellige jährliche Zuwächse beim Gesamtumsatz geplant sind. (APA)