Forschung & Geschlecht
Frankreich gibt "Hottentotten-Venus" an Südafrika zurück
Die 1816 verstorbene Saartjie Baartman war nach Europa verschleppt worden
Paris - Mit einer Entscheidung zur Rückgabe hat
Frankreich am Dienstag einen Schlussstrich unter die langjährige
Zurschaustellung der so genannten Hottentotten-Venus gezogen.
Einstimmig sprach sich der Pariser Senat dafür aus, die Überreste der
1816 im Elend gestorbenen Saartjie Baartman an Südafrika zu
übergeben.Verschleppt und dem Gespött preisgegeben
Wegen ihrer ungewöhnlichen Physiognomie mit groß ausgebildeten
Geschlechtsorganen war die 1789 geborene Frau 1810 nach London und
später nach Paris verschleppt worden, wo sie auf Jahrmärkten dem
Gespött der Europäer preisgegeben wurde. Die letzten Lebensjahre
verbrachte Baartman als Prostituierte in Paris. Nach ihrem Tod wurden
ihre Geschlechtsorgane in Formalin gelegt und bis 1974 im Museum für
Naturgeschichte ausgestellt.
"Nationales Erbe Frankreichs"
"Dies ist ein Akt der Gerechtigkeit und des Friedens", sagte der
französische Wissenschaftsminister Roger Schwartzenberg zu der
Entscheidung des Senats. Die Regierung Südafrikas hatte schon 1994
den Wunsch ausgesprochen, die Überreste der "Hottentotten-Venus"
sollten zurückgegeben und in ihrer Heimat am Gamtoos-Fluss beigesetzt
werden. Die Frist für die Rücklieferung wurde gesetzlich auf zwei
Monate festgesetzt. Weil die Überreste der Südafrikanerin bisher als
nationales Erbe Frankreichs eingestuft worden waren, konnten sie ohne
Gesetzesbeschluss nicht zurückgegeben werden.
Eine vollständige Überführung der "Hottentotten-Venus" nach
Südafrika ist nach Informationen der Pariser Tageszeitung "Le Monde"
(Mittwochsausgabe) nicht mehr möglich. Die damals in Gläsern
ausgestellten Teile des Unterleibs seien verloren gegangen, als 1983
ein Regal umstürzte, berichtete das Blatt unter Berufung auf
Museumsmitarbeiter. (APA)