Salzburg - "Wir haben uns größere Unterschiede erwartet." Raimund Gutmann, Geschäftsführer der Beratungsagentur "Wohnbund" in Salzburg, war über die Ergebnisse einer in vier Salzburger Wohnanlagen nach Geschlechtern getrennt durchgeführten Umfrage über Wohnalltag und -zufriedenheit ebenso erstaunt wie die Frauenbeauftragte der Landeshauptstadt, Dagmar Stranzinger. Bei den meisten Themen auf den 184 Fragebögen sind die Unterschiede zwischen Männern und Frauen vernachlässigbar.In vier repräsentativen Siedlungen wurden Kriterien wie "Nähe zum Arbeitsplatz", "Lärmsituation" oder "Architektur" abgefragt. Lehrreich könnte die Datensammlung für die Gemeinnützigen Bauträger, die neben Wohnbund und Stadt das Projekt "Wohnalltag" unterstützen, aber trotz der fehlenden Differenz zwischen den Geschlechtern sein: Denn die negativen Spitzenwerte in der Beurteilung der Wohnqualität sind deutlich. So beklagen 81 Prozent der Frauen und 78 Prozent der Männer fehlende Freiräume für Jugendliche im Alter von zehn bis vierzehn Jahre. Die Qualität der Kinderspielplätze wird hingegen eher positiv gesehen. Fehlende Gemeinschaftseinrichtungen werden von Männern (61 Prozent) wie Frauen (60 Prozent) gleichermaßen kritisiert. Und immerhin mehr als die Hälfte aller Befragten hat seit Bezug der Wohnung noch an keiner Mieter- oder Eigentümerversammlung teilgenommen. In den Wohnungen selbst ist übrigens der Kampf ums Wohnzimmer der häufigste Konflikt. Dass die Nutzungskonflikte hier am öftesten entstehen, liege laut Gutmann nicht zuletzt auch an Computer und Internet, wodurch immer öfter die Arbeit mit ins Wohnleben kommt. Problemzonen sind auch Bad und Vorzimmer, die allgemein als zu klein empfunden werden. Die Raumaufteilung insgesamt erreicht aber eine Zustimmungsrate von 92 Prozent. (neu, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.1.2002)