New York/San Francisco- Zwar sind die USA bei der breiten Anwendung von Technologien von der Klimaanlage bis zum Internet meist früher als andere Länder dran. Aber in Sachen Handy gilt das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zumindest in Europa als eine Art Entwicklungsland, mit geringerer Verbreitung, älterer Technologie und antiquiert anmutenden Handys. Das in Europa erfundene, weltweit verwendete GSM-System hat erst spät seinen Weg über den Atlantik gefunden, und seine Netze im nicht kompatiblen Frequenzbereich sind immer noch auf Ballungszentren begrenzt. Selbst alte Pager-Systeme, die in Europa kaum verbreitet waren, ehe ihnen SMS den Garaus machte, sind hier noch populär.Weltweit zweitgrößtes Netz Umso erstaunlicher ist darum, dass am Montag Verizon Wireless, eine Tochter von Verizon Communications und der britischen Vodafone, früher als alle europäischen Netzbetreiber sein Netz der so genannten dritten Mobilfunkgeneration ohne große Fanfarenstöße in Betrieb genommen hat - weltweit das zweite große Netz nach Japan (und der Isle of Man, was aber eher den Charakter eines großen Feldversuchs hat). Der Express Network genannte Dienst ist vorerst an der Ostküste zwischen Boston und Virginia, an der Westküste in San Francisco und Silicon Valley sowie in der Olympiastadt Salt Lake City verfügbar. In den nächsten Monaten will Sprint mit "3G-Diensten" folgen, bis Jahresende AT&T. Anders als in Europa wird UMTS (Universales Mobiles Telekommunikationssystem) in den USA meist "3G" ("dritte Generation") genannt. Schnelle Übertragung Und gleichfalls anders als in Europa, wo noch an futuristischen Endgeräten in Handy-größe gebastelt wird, die von der Urlaubsfotografie bis zum Stadtplan oder Webdiensten alles beherrschen sollen, setzt Verizon Wireless zum Start seines monatlich 30 Dollar (35 Euro/480 S) teuren Dienstes vor allem auf eines: schnelle Datenübertragung mit vorhandenen Notebooks oder Organizern. Das Express Network bringt diese Geräte mithilfe einer Sierra-Wireless-Funkkarte mit bis zu 144 Kilobit pro Sekunde (kbps), dem Tempo zweier zusammengeschalteten ISDN-Leitungen, ins Netz. Das ist zwar kein Breitband, aber doch eine beachtlich schnelle Anbindung, die wahrscheinlich auch hierzulande am Beginn der UMTS-Dienste Standard sein wird und wesentlich schneller als bestehende GPRS-Datendienste ist, die so genannte 2,5. Generation zwischen GSM und UMTS. (spu, DER STANDARD, Printausgabe 30.1.2002)