Kosovo
Ex-Innenminister Bosniens sorgt in Belgrad für Aufsehen
Staatssicherheitsrat nimmt nun serbische Amtsträger unter die Lupe
Belgrad - Der frühere bosnische Innenminister Alija
Delimustafic, der am 17. Jänner in Belgrad wegen Dokumentenfälschung
festgenommen worden war, sorgt in Belgrad weiterhin für Aufsehen. Der
kürzlich bei der serbischen Regierung gebildete Staatssicherheitsrat,
der unter dem Vorsitz von Ministerpäsident Zoran Djindjic den
serbischen Staatssicherheitsdienst kontrollieren soll, hatte am
Montagabend beschlossen, die geschäftlichen, politischen und
sonstigen Kontakte staatlicher Amtsträger mit dem Ex-Minister genauer
unter die Lupe zu nehmen. Das Innenministerium werde auch die eventuelle Verantwortung von
Delimustafic für einige Kriegsverbrechen prüfen, die während des
Bosnien-Krieges (1992-1995) verübt wurden, teilte der
Staatssicherheitsrat mit. Der Fall Delimustafic nahm nach Ansicht des
Staatssicherheitsrat auch ein "ernstes wirtschaftliches,
sicherheitsmäßiges und politisches Ausmaß" an.
Kontakte zur Demokratischen Partei
Laut Medienberichten soll Delimustafic, der sich in Belgrad
mehrere Monate unter dem Namen Gojko Mitrovic aufgehalten hatte,
Kontakte zu einigen Spitzenfunktionären der Demokratischen Partei
Serbiens von Präsident Vojislav Kostunica unterhalten haben. Die
Belgrader Geschäftsleute Zoran Drakulic und Momir Mandic, die als
Finanziers der Partei von Kostunica betrachtet werden, bestritten
allerdings gegenüber Medien Geschäftskontakte mit Delimustafic. Zu
Beginn des Bosnien-Krieges war Mandic allerdings einer der
Stellvertreter des Innenministers.
Als einer der Belgrader Freunde von Delimustafic wird auch der
inzwischen pensionierte jugoslawische General Aleksandar Vasiljevic
betrachtet. Vasiljevic, der zu Beginn des Krieges in Ex-Jugoslsawien
für den Militärnachrichtendienst zuständig war, wies Medienberichte
über seine Kontakte mit Delimustafic ebenfalls als unzutreffend
zurück.
Nach Angaben der Belgrader Wochenzeitschrift "Vreme" wird die
Causa Delimustafic als ein "erster Versuch seit dem 5. Oktober 2000"
(Sturz von Milosevic) gewertet, "lebenswichtige wirtschaftliche und
finanzielle Ressourcen durch fremde Finanzmittel, hinter denen
verdächtige Akteure und Beweggründe" steckten, zu übernehmen. (APA)