Innovationen
Superrechner der Animationsfirmen lassen Rüstungsbetriebe vor Neid erblassen
Für "Die Monster AG" wurde mehr Computer-Kapazität benötigt als für alle drei vorherigen Pixar-Hits zusammen
Wenn der Zeichenkünstler Rob Gibbs in
der Animations-Hochburg Pixar
davon redet, dass er "wie in den guten
alten Tagen immer noch mit Bleistift und Papier" arbeitet, möchte man
es ihm nicht so recht glauben. Schließlich sind die Pixar-Studios bei
San Francisco mit einem Supercomputer ausgestattet, der viele
Rüstungsbetriebe vor Neid erblassen lässt. Rund 600 Menschen arbeiten
in dem neuen, riesigen Gebäude, das 880 Millionen Dollar (923 Mill.
Euro/12,71 Mrd. S) gekostet hat. Das digitale Mekka, das
Apple
-
Computer-Gründer Steve Jobs vor 15 Jahren von Lucasfilm abkaufte, hat
die Zeichentrickwelt mit seinen dreidimensionalen Hits "Toy Story"
und "Das große Krabbeln" revolutioniert.
50-fache Rechenkapazität
Mit dem neuesten Animationsfilm "Die Monster AG" hat Pixar die
Zeichentrick- Latte erneut höher gehängt. Das haarige Monster Sulley,
von Beruf Kinderschreck, hat über drei Millionen Haare in seinem
flauschigen Pelz. "Das war nur möglich, weil Pixar jetzt die
fünfzigfache Computerkraft besitzt, verglichen mit 'Toy Story' vor
sechs Jahren", erklärt Technik-Chef Thomas Porter.
Der Weg zum "Computerhirn"
Der Weg zum "Computerhirn" von Pixar führt zunächst durch eine
bunte Cartoon-Welt. Was immer die Kreativität anregt - Aquarien,
lebensgroße Papp-Figuren, Roller, Tischtennisplatten oder bequeme
Schlafsofas - ist in den Büros und Fluren zu finden. In dem
überdimensionalen Spielzeugladen ist alles erlaubt. Selbst Pixars
Vize-Präsident John Lasseter lädt in dem High-Tech-Kino dazu ein,
"ruhig die Füße auf die Sitze zu legen".
Fünf Jahre Arbeit
Doch hinter der lockeren Fassade verbirgt sich harte Arbeit. Fünf
Jahre brauchte das Team von 35 Animatoren, um "Die Monster AG" auf
die Leinwand zu bringen. Drei Jahre bastelten Regisseur Pete Docter
und Zeichenkünstler Rob Gibbs an der Geschichte von Mike und Sulley,
die als Kinderschreck bei der Monster AG arbeiten, wo aus den
Schreien der Kinder Strom erzeugt wird.
Zeichnen und Programmieren
Wie zu Zeiten von Walt Disney landeten Tausende von
handgezeichneten Story Boards im Papierkorb, bevor die Cartoon-
Figuren einen Computer erblickten. Gleichzeitig tüftelten die
Software-Freaks an neuen Programmen. Animator Glenn McQueen saß
allein drei Wochen an einer 15-Sekunden-Szene, in der die Monster-
Kumpel durch eine komplexe, dreidimensionale Welt zur Arbeit laufen.
Und um den einäugigen grünen Mike zum Lachen zu bringen, mussten 18
"Gesichts-Muskeln" bewegt werden.
400 Milliarden Kalkulationen pro Sekunde
In der "Renderfarm", einem rund um die Uhr bewachten Raum mit 250
Computern und 3.500 Mikroprozessoren, laufen sämtliche Informationen
ein. 400 Milliarden Kalkulationen pro Sekunde seien hier möglich,
erklärt Manager Peter Kaldis. Anschaulicher gesagt: Für "Die Monster
AG" wurde mehr Computer-Kapazität benötigt als für alle drei
vorherigen Pixar-Hits "Toy Story", "Toy Story 2" und "Das Große
Krabbeln" zusammen.
Echte Schauspieler aus dem Rechner
Nach seiner bahnbrechenden Arbeit mit den haarigen Monstern denkt
Porter bereits weit in die Zukunft. Er ist fest davon überzeugt, dass
zunehmend echte Schauspieler in dreidimensionalen Zeichentrickfilmen
zu sehen sein werden. "In 'Final Fantasy' sahen die Leute zwar echt
aus, aber sie reichten bei weitem nicht an Jack Nicholson oder
Humphrey Bogart heran. Top-Animation und gute Rollen für diese Leute,
das wird mindestens noch 10 bis 20 Jahre dauern." (Von Barbara Munker/dpa/APA)