Droht der Westi mit der Trunk, macht ihm dieselbe Stunk. Dass die Kärntner SPÖ-Bundesrätin und Frauenvorsitzende Melitta Trunk vom FPÖ-Klubchef in einer Anwandlung dichterischer Freiheit als "Hörfehler" missbraucht wird, ist für sie "gar nicht lustig". Deshalb will sie jetzt auch klagen. Immerhin sei die Angelegenheit selbst bitterernst. Habe der freiheitliche Politiker doch nichts weniger als die Absetzung eines unliebsamen ORF-Moderators gefordert, angeblich mit dem Zusatz, "sonst gibt es Stunk", wie es der ORF-Redakteur am Telefon gehört haben will.Laut Lesart von Reime- schüttler Westenthaler habe er aber gesagt: "Dann kommt die Trunk" - was als Drohung zu verstehen sei. Trunk selbst sieht das naturgemäß nicht so, manch Kärntner SPÖ-Genosse wird dem aber etwas abgewinnen können: Von der "Kärntner Jeanne d'Arc der Entrechteten" heißt es in der Partei: "Sie busselt und sägt gleichzeitig, ohne dass es der Gebusselte merkt." Bei der 46-Jährigen ist Westenthaler mit seinen verqueren Reimkünsten jedenfalls an eine durchaus streitbare Person geraten. Die SPÖ-Politikerin steigt schon seit ihren politischen Jugendtagen gegen jede Form der Einschränkung von Freiheit und Demokratie auf die Barrikaden. Auch in der Kärntner Landespartei eckt "die Trunk", die sich deutlich "links der Mitte" sieht, immer wieder an. Während die Kärntner Genossen bisweilen rechtsnationale Schlagseite zeigen wie etwa zuletzt in der Ortstafelfrage, hält sie das linksliberale Fähnlein hoch und engagiert sich für ein politisches Minderheitenprogramm: Frauen-und Volksgruppenpolitik, für KünstlerInnen und Intellektuelle. Ihr Eintreten für den von FPÖ und Kronen Zeitung als "Fäkalkünstler" gebrandmarkten Cornelius Kolig grenzte innerparteilich an ein Selbstmordkommando. Und kostete sie ihren sicheren Listenplatz für die Landtagswahl 1999. Auch den Sprung zur Parteichefin nach dem Abgang von Helmut Manzenreiter schaffte die 1955 in Villach geborene Tochter aus gutbürgerlichem Hause nicht. In einer Kampfabstimmung unterlag sie knapp Peter Ambrozy. Zur SPÖ ließ sie sich von Bruno Kreisky bekehren. Bei einer Diskussion im Zuge des Ortstafelsturms 1972 sei sie ihm aufgefallen, und er habe ihr den Tipp gegeben, sich in der Studentenpolitik zu versuchen. Ein Jahr später wurde sie an der Klagenfurter Uni für den VSStÖ erste weibliche Vorsitzende. Damit war der Grundstein für eine wechselhafte Politkarriere gelegt, von der sich Trunk auch trotz heftigen Gegenwinds in der Partei nicht abbringen ließ. Ihrem Beruf als Lehrerin an einer Klagenfurter Handelsakademie ist die allein erziehende Mutter einer 14-jährigen Tochter dennoch treu geblieben. (Elisabeth Steiner) (D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 29.1. 2002)