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Innsbruck - Als 1993 in Florida ein Hurrikan viele der für die USA typischen filigranen Häuser zerstörte, verblüffte die State-Farm-Versicherung Kunden und Konkurrenten. Sie zahlte deutlich mehr aus, als sie vertraglich verpflichtet war, vorausgesetzt, die neuen Häuser würden in stabilerer Bauweise errichtet werden. Die eigenen Kunden waren ob dieser Großzügigkeit beglückt, jene der Konkurrenten, die meist um jeden Dollar streiten mussten, liefen in Scharen zur "State Farm" über. Der Innsbrucker Rechtsanwalt Ivo Greiter erzählt die Geschichte als eines von 157 Beispielen in seinem soeben bei Manz erschienen Buch "Kreativität bei Verhandlungen und im Alltag". Seine Zielgruppe ist breit gestreut und reicht von Unternehmern über Richter und Anwälte bis zu Politikern. Viele Beispiele sind amüsant zu lesende Geschichten, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass eine verfahrene Situation mit einem ungewöhnlichen, einem kreativen Einfall aufgelöst wird. Paradox Bei der Buchpräsentation vor rund 250 Gästen stellte Greiter einen für den Leiter einer großen Anwaltskanzlei auf den ersten Blick paradoxen Gedanken an die Spitze: "Ein Prozess ist die Bankrotterklärung der beteiligten Anwälte." Doch unter Kosten-und Zeitgesichtspunkten hat er damit Recht - wie die meisten Wirtschaftsanwälte bestätigen werden. Greiter geht davon aus, dass jeder Mensch ein kreatives Potenzial besitzt, das weiterentwickelt werden und dazu beitragen kann, das berufliche und private Leben und "die damit verbundenen Probleme leichter zu bewältigen". Neben den genannten Beispielen gibt Greiter auf knapp 200 Seiten auch noch "444 Denkanstöße" und eine komprimierte Anleitung für die Entwicklung und Anwendung kreativer Verhandlungsstrategien. (hs, DER STANDARD, Printausgabe 29.1.2002)