International
Keine Planungen für deutsche Führungsrolle in Afghanistan
Verteidigungsministerium dementiert Berichte - General Franks verteidigt US-Taktik
Berlin/Islamabad - Das deutsche Verteidigungsministerium
hat Presseberichte über Pläne zur Übernahme der Führungsrolle in der
internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) mit erheblich
stärkerer Beteiligung der deutschen Bundeswehr als falsch
zurückgewiesen. Ein Ministeriumssprecher erklärte am Samstag
in Berlin, Meldungen über eine Erweiterung der Aufgaben und eine
Aufstockung des Personals seien falsch. Berichte über Planspiele
zur Übernahme der Führungsrolle für den Einsatz nannte der Sprecher
"reine Spekulation". Er reagierte damit auf einen Vorausbericht des
Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". "Der Spiegel" und die "Leipziger Volkszeitung" (Samstag-Ausgabe)
hatten übereinstimmend, aber ohne klare Quellenangabe von
Vorbereitungen für die Übernahme der Führungsrolle durch die
Bundeswehr berichtet. Die Zahl der Soldaten solle von jetzt
vorgesehenen 800 bis 1000 auf 3000 oder 5000 erhöht und das
Einsatzgebiet über Kabul hinaus ausgedehnt werden. Dafür solle
das Engagement auf dem Balkan reduziert werden.
Der Oberbefehlshaber des Einsatzes in Afghanistan, US-General
Tommy Franks, hat unterdessen das Vorgehen seiner Truppen im Kampf
gegen die Taliban und das Terrornetzwerk El Kaida verteidigt. Mit der
Taktik, die sich auf Luftangriffe und den Einsatz von Sonderkommandos
in Zusammenarbeit mit afghanischen Verbündeten stützt, sollten Fehler
vermieden werden, wie sie andere in der Vergangenheit gemacht hätten.
Franks bezog sich dabei offenbar auf den Einmarsch sowjetischer
Bodentruppen 1979 in Afghanistan. Wie Franks am Samstag bei einem
Besuch in Islamabad erklärte, liegt das Hauptaugenmerk des
Geheimdienstes derzeit auf dem Sichten von Informationen, um neue
Terroranschläge zu verhindern. Der Verbleib des mutmaßlichen
Terroristenchefs Osama bin Laden und des flüchtigen Taliban-Führers
Mohammed Omar sei weiterhin unbekannt. (APA/AP)