Martina Hingis hatte schon vier Matchbälle, zuletzt aber das Nachsehen
Redaktion
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Melbourne - Die Siegerin der Australian Open in Melbourne
heißt wie im Vorjahr Jennifer Capriati. Die US-Amerikanerin rang am
Samstag früh (MEZ) in einem dramatischen Finale die Schweizerin
Martina Hingis mit 4:6,7:6 und 6:2 nieder, wobei sie im zweiten Satz
vier Matchbälle abwehrte. Im ersten Satz zog Hingis rasch auf 3:0 davon, ehe sie nach 33
Minuten ihren dritten Satzball verwertete, nachdem Capriati auf 4:5
aufgeholt hatte. Auch im zweiten Durchgang kämpfte sich die US-
Amerikanerin nach raschem 0:4-Rückstand ins Spiel zurück und
erreichte nach Abwehr von drei Matchbällen das Tiebreak, das sie
unter Abwehr eines weiteren Matchballs mit 9:7 gewann. Im
entscheidenden dritten Satz war der Widerstand der Schweizerin bald
gebrochen, ab dem Stand von 2:2 machte die dreifache Melbourne-
Siegerin kein Game mehr.
Hart, härter, Melbourne
"Ich weiß nicht, welcher Sieg der schönere war, jener im Vorjahr
oder heuer", meinte die Weltranglisten-Erste, die einen Siegerscheck
in Höhe von umgerechnet 590.000 Euro (8,12 Mio. S) kassierte.
Mit einer präzisen Cross-Vorhand nutzte die 25-Jährige nach 2:10
Stunden ihren ersten Matchball und gewann nach den Erfolgen 2001 an
gleicher Stelle sowie in Paris auch ihr drittes Grand-Slam-Finale.
Die Dramatik war diesmal jedoch noch größer als beim 12:10 im dritten
Satz über die Belgierin Kim Clijsters bei den French Open 2001. "Es
waren die härtesten Bedingungen, unter denen ich je gespielt habe",
sagte Jennifer Capriati.
Hingis starrte derweil mit gesenktem Kopf Richtung nirgendwo. "Ich
bin überwältigt von meinen Gefühlen. Ich weiß nicht, ob ich lachen
oder weinen soll", sagte sie mit tränenerstickter Stimme bei der
Siegerehrung. Die zwischen 1997 und 1999 in Melbourne erfolgreiche
21-Jährige, die dort zum sechsten Mal in Folge im Endspiel stand,
verlor ihr fünftes Grand-Slam-Finale nacheinander.
Hingis vergibt sicher scheinenden Sieg
Bei exakt 35,2 Grad im allerdings auf dem Court nicht vorhandenen
Schatten dominierte die ehemalige gegen die aktuelle Nummer eins der
Welt zunächst fast nach Belieben. Capriati musste viel laufen,
produzierte zahlreiche Fehler und legte sich mit Linien- und
Schiedsrichterinnen an. "Ich musste mich an die Bedingungen erst
gewöhnen. Wir haben beide nicht gerade unser bestes Tennis gespielt",
gab sie zu. Nach einer 5:1-Führung gewann Martina Hingis den ersten
Satz 6:4. Im zweiten vergab sie eine Breakchance zum 5:1, schien
jedoch auf dem besten Weg zur Revanche.
Die an der rechten Hüfte angeschlagene Capriati hatte sich
angesichts der Hitze schon beim Stand von 0:3 im zweiten Satz ihrer
störenden Oberschenkelbandagen entledigt. Beim 3:5
wehrte sie mit einer Rückhand den ersten Matchball ab, die nächsten
beiden dann, als es 5:6 hieß. Im Tiebreak verpasste Martina Hingis
bei einer 7:6-Führung ihre letzte Chance auf den Sieg und gab die
nächsten drei Punkte ab.
Hingis ging danach zwar 2:1 in Führung, räumte aber ein: "Ich habe
schon dort nicht mehr richtig daran geglaubt. Ich wollte nach der
Pause nicht mehr hinaus und das Match nur noch so schnell wie möglich
beenden. Ich konnte mich nicht mehr bewegen." (APA)
Damen-Finale:
Jennifer Capriati (USA-1) - Martina Hingis (SUI-3) 4:6,7:6(7),6:2
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