Washington - Eine jetzt veröffentlichte Studie des US-Kongresses zeigt, dass die Einkommensschere zwischen Frauen und Männen im Management gewachsen ist. In den Boom-Jahren von 1995 bis 2000 konnten die Frauen-Einkommen in Management-Positionen nicht nur in den meisten Sektoren nicht aufholen, sondern fielen im Vergleich zu den Männer-Einkommen noch weiter zurück. In der Kommunikations- und Unterhaltungsindustrie, in der Finanzbranche, bei Versicherungen und im Handel vergrößerten sich die Unterschiede besonders stark. Für die Studie hatte das unabhängige Forschungsbüro des US-Kongresses die Einkommenssituation in jenen zehn Wirtschaftszweigen untersucht, in denen zwischen 1995 und 2000 die meisten Frauen beschäftigt waren. Verglichen wurden nur Vollzeitarbeitsplätze in Positionen, wo Entscheidungen über andere gefällt werden. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist noch immer gering, so die Studie: Während Frauen etwa die Hälfte der Arbeitskräfte stellen, lag der Frauenanteil in Management-Jobs nur bei zwölf Prozent. Ab dem 33. Lebensjahr bleiben Frauen zurück Der größte Gehalts-Unterschied nach Geschlechtern wurde bei Eltern festgestellt. Bis zum 33. Lebensjahr verlaufe die Karriere bei Frauen und Männern etwa gleich, danach würden Frauen jedoch zurückbleiben. Studienautorin Martha Farnsworth Riche sieht laut "New York Times" den Knick in der in diesem Alter häufigen Mutterschaft und beginnenden Kindererziehung begründet. Managerinnen mit Kind können mit rund 66 Prozent des Einkommens von Managern mit Kind rechnen. 60 Prozent der in der Studie untersuchten Frauen in Managementberufen hatten keine Kinder oder die Sprösslinge waren bereits erwachsen. Bei Männern war das Verhältnis genau umgekehrt: 60 Prozent der Manager waren Väter. In keinem Sektor Gleichheit Die größten Gehaltsunterschiede wurden in der Unterhaltungsindustrie gefunden, wo weibliche Manager nur 62 Cents für jeden verdienten Dollar eines männlichen Kollegen im selben Tätigkeitsbereich erhielten, nach 83 Cents im Jahr 1995. Auch im Kommunikationssektor sank das Managerinnen-Gehalt innerhalb von fünf Jahren von 86 auf 73 Cents pro Dollar der Kollegen. Zulegen konnten die Frauen bei den Einkommen nur in drei von zehn untersuchten Sektoren, nämlich im Gesundheits- und Erziehungswesen und bei der öffentlichen Verwaltung. Einkommensgleichheit zwischen Frauen und Männern wurde in keinem Sektor erzielt. Der Vertreter der US-Handelskammer, Randell Johnson, steht den Ergebnissen skeptisch gegenüber. Die Unterschiede könnten durch zahlreiche Faktoren zu Stande gekommen sein, etwa dass Frauen nicht so hohe Führungsfunktionen einnähmen. Falls es sich tatsächlich um Diskriminierung wegen des Geschlechts handle würden die bestehenden Gesetze ausreichen um dagegen vorzugehen. Die Vorsitzende der US-Frauenvereinigungen, Martha Burk, betonte hingegen, dass die meisten Unternehmen die Gehälter für ihre MitarbeiterInnen nicht offenlegten und vielen Frauen nicht bewusst sei, dass sie für geringere Entlohnung als ihre männlichen Kollegen arbeiteten. Sollten sie es erfahren, scheuten viele vor jahrelangen Prozessen gegen ihren Arbeitgeber zurück. (APA)