Genf - Der Schweizer Spezialfonds für Holocaustopfer steht vor dem Abschluss seiner fünfjährigen Arbeit. 295 Mio. Franken wurden insgesamt 312.215 bedürftigen Überlebenden des Holocaust zugesprochen. Die Begünstigten erhielten je 600 bis 2000 Franken. "Für einige war dies eine materielle Hilfe. Es war aber auch eine moralische Geste", erklärte Fondspräsident Rolf Bloch in einer ersten Bilanz am Donnerstag in Genf. "Für viele der Opfer war es die erste internationale Anerkennung ihrer Leiden". Der Spezialfonds war 1997, im Zuge der Debatte über die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg, vom Bundesrat eingerichtet worden- als humanitäre Initiative, als Zeichen der Solidarität mit den Opfern des Naziregimes. Die Gelder kamen bedürftigen Überlebenden des Holocaust zu Gute. Sie hatten nichts zu tun mit der Begleichung von nachrichtenlosen Vermögen im Rahmen des Bankenvergleichs, unterstrich Bloch. Nun hat der Fonds seine Mittel verteilt. Am 2. Mai wird sich der Fonds zu seiner letzten Plenarsitzung treffen und eine Schlussbilanz ziehen. Die ursprünglich von Banken, Industrie und Nationalbank in den Fonds einbezahlte Summe von 273 Mio. Franken wurde bis Ende 2001 durch Zinsen und Schenkungen um 25 Mio. auf knapp 298 Mio. erhöht. Wie die Fonds-Generalsekretärin Barbara Eckwall darlegte, hat die Fondsleitung bislang über die Verteilung von 295 Mio. entscheiden. Davon wurden 292 Mio. an die verteilenden Partnerorganisationen überwiesen. Bei den Begünstigten eingetroffen sind bislang 284,7 Mio. Drei im Fonds verbleibende Millionen werden noch vom Bund an humanitäre Organisationen verteilt. Die grösste Gruppe der Begünstigten waren jüdische Holocaust- Überlebende - 255078 Personen, an die total 249 Mio. Franken ausbezahlt wurden. 41512 waren politisch Verfolgte, die zusammen 25,5 Mio. bekamen, 13763 waren Sinti und Roma, an die total 17 Mio. flossen. 3,5 Mio. gingen an insgesamt 1649 "Gerechte unter den Völkern", die Juden vor den Nazis in Sicherheit gebracht hatten. Der Rest, etwa eine Viertel Million, ging an total 213 nazi-verfolgte Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Behinderte und Christen jüdischer Abstammung. Geographisch floss der Löwenanteil des Geldes - 43,1 Prozent - nach Osteuropa und die ehemalige Sowjetunion, 29,3 Prozent nach Israel, 16,4 Prozent nach Nordamerika, 9,6 Prozent nach Westeuropa, und der Rest in die übrigen Weltgegenden. Insgesamt gingen die Gelder in 48 Länder. In der Schweiz kamen etwa 100 Personen in den Genuss von Zahlungen.(APA/sda)