Die Erben der Dinosaurier

Vor zwei Jahren erregte die Dokumentationsreihe "Walking with Dinosaurs" der BBC großes Aufsehen: mittels modernster CGI wurden hier die Dinosaurier gleichsam zum Leben erweckt und in ihrer natürlichen Umgebung gezeigt - von den kleinen Anfängen über die bekannten Gigant-Formen bis hin zur Auslöschung durch einen Asteroideneinschlag vor 65 Millionen Jahren.

Hier setzt nun das Produktionsteam um Tim Haines mit seiner Fortsetzung an: "Walking with Beasts" - ab Donnerstag auch im deutschsprachigen Fernsehen ausgestrahlt - widmet sich mit demselben technischen Aufwand der weit weniger bekannten Welt der frühen Säugetiere.

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Parallelwelt

Die Welt sieht dabei ein wenig vertrauter als noch bei "Walking with Dinosaurs" aus: die Kontinente rücken allmählich in die heutigen Positionen, und neue Vegetationsformen (wie Gras) lassen Landschaftsformen entstehen, wie sie heute noch überall anzutreffen sind. - Umso verblüffender daher der Verfremdungseffekt, der entsteht, wenn diese vertrauten Landschaften von bizarr anmutenden Tieren durchstreift werden: elefantengroßen Faultieren, Fleisch fressenden Schweinen oder riesenhaften Vögeln, die Jagd auf winzige Pferde machen. Auf diesen Effekt baut die (gewohnt großartige) BBC-Doku auf. Im Folgenden wollen wir einige ihrer "Stars" kurz vorstellen:

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Indricotherium

Das schon im Bild zuvor gezeigte Indricotherium war das größte Säugetier, das jemals an Land gelebt hat: Früher auch Baluchitherium genannt, lebte es im östlichen Teil Asiens und gehörte - selbst hornlos - zur Familie der Nashörner. 9 Meter lang, 6 Meter hoch, mit einem 2,5 Meter langen Hals zum Abäsen noch der höchsten Bäume in der Lage, lässt es heutige Elefanten wie Zwerge erscheinen. Sogar dieser Gigant musste aber seinen Nachwuchs gegen Räuber wie diese Amphicyoniden verteidigen.

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Andrewsarchus

Von ihm wurde bisher kaum mehr als ein Kopf gefunden - aus dem ließ sich jedoch ein überaus ungewöhnliches Tier rekonstruieren: ein bis zu fünf Meter langes und zwei Meter hohes Huftier, das jedoch eindeutig ein Fleischfresser war. Mit seinem kräftigen Kiefer war Andrewsarchus vermutlich ein Spezialist im Knacken von Schildkrötenpanzern; als seine nächsten überlebenden Verwandten werden die Wale angesehen.

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Brontotherium

Unpaarhufer (zu denen Pferde, Nashörner und Tapire zählen) waren in der ersten Hälfte des Säugetierzeitalters wesentlich zahlreicher und vielfältiger als heute. Fossilien des elefantengroßen Brontotheriums wurden sowohl in Asien als auch in Nordamerika gefunden - teilweise in so großer Zahl, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ein Herdentier gehandelt hat. Die gabelförmigen Fortsätze der Nasenknochen geben zu allerlei Spekulationen Anlass - "Walking with Beasts" greift die These auf, dass sich zwischen ihnen Haut spannte, wodurch sie wohl eher Imponierfunktion für Rivalenkämpfe hatten als eine Waffe darstellten.

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Australopithecus

Lucys Familie, irgendwann zwischen 4 und 2 Millionen Jahre vor unserer Zeit. In der BBC-Doku werden sie unter anderem von einem elefantenartigen Deinotherium durch die Gegend gescheucht. - Das kniffligste Problem für die Gestalter war es jedoch, das Verhalten der Australopithecinen zu rekonstruieren - unterscheiden sich doch schon unsere beiden nächsten Verwandten (die friedlichen, sexverliebten Bonobos und die aggressiven Schimpansen) deutlich voneinander.

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Mammuthus primigenius

Heute sind von den Rüsseltieren nur noch der Afrikanische und der Indische Elefant übrig geblieben. Früher jedoch gehörten sie zu den am weitesten verbreiteten und artenreichsten Säugetierordnungen (darunter die verschiedenen Mammuts und Mastodons). Das hier abgebildete Wollmammut war übrigens nur eine von mehreren Mammut-Arten, wenn auch die bekannteste.

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Höhlenlöwe

Diese mächtige Raubkatze war ebenfalls Teil der glazialen Fauna Europas und Zeitgenosse des modernen Menschen. Die Doku zeigt überdies zwei Arten von "Säbelzahntigern". - Der Name ist jedoch im Grunde eine unpräzise Verallgemeinerung: Mehrmals in der langen Geschichte der Raubtiere entwickelten Arten "Sägezähne". Der vielleicht bekannteste ist Smilodon, welcher in der Doku ebenso gezeigt wird wie die Art Dinofelis. - Sogar einige räuberische Beuteltiere entwickelten derartige Fangzähne, die zu nichts anderem als zum Reißen der Beute geeignet waren. Dass diese scheinbar perfekten Räuber dennoch immer wieder ausstarben, wird von Experten als Indiz für Überanpassung gewertet.

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Die Kontrahenten treffen aufeinander

Entgegen dem gängigen Klischee stapfte das Mammut übrigens keinswegs nur durch Eis- und Schneelandschaften. Sein dichtes langes Fell half ihm zwar, die bitteren Winter der Eiszeiten zu überstehen - im Prinzip war es jedoch ein Tier der Steppe.

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Wollnashorn, Riesenhirsch und Mammuts

Die Paarhufer sind die großen Gewinner des zweiten Hälfte des (bisherigen) Säugetierzeitalters. Zu ihnen gehören Schweine und Flusspferde sowie vor allem die Wiederkäuer: Letztere entwickelten sich durch ihr revolutionäres Verdauungssystem und die daraus folgende bessere Nahrungsverwertung zu den erfolgreichsten und damit verbreitetsten Weidetieren - bis heute: Rinder, Hirsche (im Bild: der Riesenhirsch Megaloceros mit seinem 3,6 Meter breiten Geweih) und Antilopen leben auf fast allen Kontinenten in großer Zahl und Vielfalt. Von den Unpaarhufern wie diesem Wollnashorn sind nur wenige Arten geblieben.

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Ende einer Ära


Pro 7 sendet die Dokumentation unter dem Titel "Die Erben der Saurier" in zwei Teilen jeweils Donnerstags (24. 1. und 31. 1.) um 20.15. ORF 1 bringt sie jeweils zeitgleich mit dem Privatsender.

Wärmstens empfohlen sei außerdem die "Walking with Beasts"-Webseite der BBC - hier finden Sie alle nur vorstellbaren Informationen über die gezeigten Tiere und ihre Umwelt, Bilder, Videos, Sound-Clips und Hintergrund-Informationen und vieles mehr. Empfehlung!
(red)

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