Europa
Alessandra Mussolini fordert "politisches Asyl" in Berlusconi-Partei
Protest gegen Gianfranco Fini wegen seiner Distanzierung vom "Duce"
Rom - In der rechten Nationalallianz (AN, Italiens stärkste
Regierungspartei) hängt der Haussegen schief. Die Enkelin des
faschistischen Diktators Benito Mussolini, Alessandra Mussolini, seit
1992 Parlamentarierin der AN, hat den stellvertretende italienischen
Ministerpräsidenten und AN-Chef Gianfranco Fini scharf angegriffen,
weil dieser von seiner umstrittenen Äußerung über die geschichtliche
Rolle des Duce abgerückt ist. Fini hatte in einem Interview seine
Äußerung aus dem Jahre 1994 zurückgenommen, in der er Mussolini als
"größten Staatsmann" des 20. Jahrhunderts bezeichnet hatte. Alessandra Mussolini reagierte mit Entrüstung auf die Worte des
Parteichefs. Am Mittwoch weigerte sie sich, auf den Bänken ihrer
Partei zu sitzen, und forderte "politisches Asyl" bei den
Parlamentariern der Forza Italia, der liberalkonservativen Partei des
Regierungschefs Silvio Berlusconi.
Fini habe "kein Recht, die Geschichte zu verurteilen"
"Warum will Fini die Geschichte manipulieren? Vielleicht, weil er
Karriere machen und die faschistische Vergangenheit der Partei
verleugnen will. Fini ist kein Historiker, er hat kein Recht, die
Geschichte zu verurteilen", sagte die 39-jährige Mussolini, die
bereits öfters in den vergangenen Jahren mit Fini in Konflikt geraten
war.
Mussolini wollte nicht auf die Frage antworten, ob sie wegen
ihrer Divergenzen mit Fini die Partei verlassen wird. "Man weiß nicht
mehr, was diese Partei ist. Fini erlebt gerade eine liberale Phase,
in der er unbedingt in die europäische Volkspartei beitreten will.
Morgen wird er eine sozialistische Phase durchmachen, dann vielleicht
eine kommunistische. Wer ist eigentlich Fini?", fragte Mussolini
entrüstet.(APA)