Europa
Großer Andrang auf Ungarn-Ausweis bei Minderheiten im Ausland
Räumt im Mutterland Vergünstigungen ein - Ungarn in Rumänien über Arbeitnehmerquote enttäuscht
Budapest - Auf mehr als eine Million wird in Rumänien die
Zahl der Antragsteller auf einen Ungarn-Ausweis geschätzt. Dies
meldete die Ungarische Nachrichtenagentur MTI am Montag. Bereits am
ersten Öffnungstag wurden bei den Ausgabebüros in Siebenbürgen über
1500 Anträge gestellt. Ungarn stellt den Ausweis aufgrund des
Statusgesetzes aus, das Angehörigen der ungarischen Minderheit im
Ausland - außer in Österreich - Vergünstigungen einräumt. Der Ausweis gilt als Berechtigungsnachweis für erleichterte
Aufenthalts-, Arbeits- und Ausbildungsbedingungen. Der große Andrang
in den Büros verursachte lange Wartelisten, die bis Mitte Februar
reichen.
Enttäuscht sind die in Rumänien lebenden Ungarn allerdings
darüber, dass in die heuer mit 81.320 festgelegte Quote für
ausländische Arbeitnehmer nun auch Minderheitenangehörige einbezogen
werden. Diese Maßnahme stünde nicht im Einklang mit der
ursprünglichen Absicht des Statusgesetzes, den ungarischen
Arbeitsmarkt jährlich drei Monate uneingeschränkt vor den
Auslandsungarn zu öffnen, heißt es.
Inzwischen wurde die Klausel des freien Zugangs zum Arbeitsmarkt
auf Druck der Regierung in Bukarest auf alle Bürger Rumäniens
ausgedehnt. Kritik kommt ebenso aus der Slowakei und der Ukraine. Der
Vorsitzende des Demokratischen Verbandes der Ungarn in der Ukraine,
Mihaly Toth, erklärte in den ungarischen Medien, die Budapester
Regierung würde mit der Verschärfung die Vergünstigungen streichen.
Auch in der Ukraine gibt es laut MTI Stimmen, die auf eine
eventuell ähnliche Sonderregelung wie zwischen Ungarn und Rumänien
drängen. Damit würde der ungarische Arbeitsmarkt nicht nur für die
Ungarn aus der Karpato-Ukraine geöffnet, sondern für alle dort
lebende Staatsbürgern. Die Karpato-Ukraine hat die höchste
Arbeitslosigkeit des Landes. In ihr lebt eine Million Menschen, davon
geschätzte 160.000 ethnische Ungarn.
Auch in der Slowakei hat das Statusgesetz zu eine heftigen Debatte
geführt. Dabei wird die Vergabe von Vergünstigungen auf ethnischer
Grundlage abgelehnt. Bisher wurden in der Slowakei, wo rund 600.000
Ungarn leben, 4000 Anträge auf Ausstellung des Ungarn-Ausweises
gestellt und 20.000 Formulare ausgegeben. Inzwischen fordert die
nationalistische Slowakische Nationalpartei (SNS) die Schließung der
Büros. Parallel zu dem großen Interesse hat sich der Widerstand
politischer Kräfte nicht verringert. Am Mittwoch wird es in Budapest
zu neuen Verhandlungen zwischen den beiden Außenministerien kommen,
in deren Mittelpunkt die slowakischen Einwände gegen das Statusgesetz
stehen. (APA)