Als erste deutschsprachige Tageszeitung der Schweiz führte kürzlich die Südostschweiz die kostenpflichtige Nutzung ihres Onlineauftritts ein. Auch andere Schweizer Medienhäusern überlegen nun, die Internetausgaben ihrer Blätter nicht mehr gratis ins Netz zu stellen. Der Grund: Die Refinanzierung über Werbung funktioniert nicht wie erwartet.In Österreich ist man indes gegenüber kostenpflichtigen News skeptisch. Allein der Aufwand für Organisatorisches wie Rechnungsstellung und Mahnwesen wäre höher als der Gewinn: "Die finanziellen Löcher können so nicht gestopft werden", meint Alexander Mitteräcker, Vorstand der Bronner Online AG (derStandard.at). "Die Sites verlieren User und sind für die Werbung noch weniger interessant." Fazit: "Was die Schweizer vorhaben, halte ich für mutig." Dennoch gibt es kostenpflichtigen Medieninhalt, der sich rechnet. Viel genanntes Beispiel: das Wallstreet Journal. Zwar stürzte der Onlineauftritt der amerikanischen Finanzzeitung gleich nach Einführung der Nutzungsgebühr von 600.000 auf 60.000 User ab. Jetzt, fünf Jahre später, habe die Bezahlsite wieder an die 700.000 Nutzer, so Franz Manola, Chef des Onlineangebots des ORF. Seine Erklärung dafür: "Ein Bezahlmodell kann sich für spezialisierte Fachmedien mit unitärem Inhalt rechnen, nicht für General-Interest-Medien." Hunderte Internetangebote böten immer eine Ausweichmöglichkeit, wo der Nutzer die täglichen News abrufen kann. Manola: "Da müssten dann schon alle Nachrichtenangebote gleichzeitig auf kostenpflichtige Nutzung umstellen." "Services kann man verkaufen, aber nicht News", glaubt auch Stephan Thurm, Geschäftsführer der Austria-Online-Gruppe (Vienna Online, Vorarlberg Online). So könnten Gebühren etwa für Archivbenützung oder exklusiven Content eingehoben werden. Die Werbeeinnahmen reichten bei keinem der Onlinemedien, ist sich Thurm sicher. Aber: "Es wird besser." "Die Erwartungen für den Online-Werbeverkauf haben sich als Illusion erwiesen", ortet Manola im Schweizer Bezahlmodell nun allgemeines "Nervenwegschmeißen". Dabei bräuchte es nur ein bisschen Geduld, "weil Internetwerbung so wahnwitzig viel kann". Zielgruppengenauigkeit und Interaktivität etwa böten "ungeahnte Möglichkeiten". Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die Werbung sich auf dieses "ideale Marketingtool" eingestellt habe. Fazit: "In zehn Jahren wird man sich kaum daran erinnern, dass es die Debatte gegeben hat." (jed/DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 22. Jänner 2002)