Wien - Zur Zeit gibt es 550 bis 600 tätige Vulkane, wobei solche als tätig angesehen werden, von denen Ausbrüche oder wenigstens Aktivitäten in historischer Zeit bekannt sind. Als Vulkanismus bezeichnen Geologen alle Vorgänge, bei denen feste, flüssige oder gasförmige Stoffe aus dem Erdinneren an die Oberfläche gelangen, als Vulkane die dabei entstehenden Formationen, meist Berge.Klassifizierung Die Einteilung der Vulkane erfolgt meist nach der chemischen Zusammensetzung des Auswurfes. Im Erdinneren wird dieses Material Magma genannt, nach dem Verlassen des Vulkanschlotes heißt es Lava. Der Hauptbestandteil ist Kieselsäure. Basisches Magma hat einen Anteil an Kieselsäure unter 50 Prozent und schmilzt bei 1.000 Grad. Es ist mit 1.100 bis 1.250 Grad relativ heiß, entsprechend dünnflüssig und gelangt bei einem Ausbruch relativ leicht durch den Vulkanschlot an die Oberfläche. Vorhandene Gase können gut und in kleinen Portionen entweichen, heftige Explosionen kommen daher bei einem solchen so genannten effusiven Ausbruch mit basischem Magma kaum vor. Es entstehen dünnflüssige, weit fließende Lavaströme, die entstehenden Vulkanberge sind meist flache Kegel. Als längster bekannter Lavastrom zählt der 65 bis 70 Kilometer lange Fluss aus geschmolzenem Gestein, der nach einem Ausbruch des Laki auf Island im Jahr 1783 entstand. Effusive Vulkane finden sich meist dort, wo Kontinentalplatten auseinander driften, etwa auf dem mittelozeanischen Rücken oder im afrikanischen Grabenbruch. Als typisch gelten die Feuerberge auf Hawaii oder Island. "Saures" Magma

Im Gegensatz dazu ist das Magma beim explosiven Vulkan-Typ sauer, es enthält rund 65 Prozent Kieselsäure. Durch den höheren Schmelzpunkt und die niedrigeren Temperaturen von rund 700 bis 1.000 Grad ist das Material zähflüssig. Der Vulkanschlot neigt dadurch zum Verstopfen, es baut sich Druck auf, der schließlich in einer mehr oder weniger spektakulären Explosion entweicht. Dabei gelangen Asche, Staub, Gase und sogar Gestein in große Höhen.

Saure Magmen und somit explosive Vulkane entstehen typischerweise dort, wo Oberflächenmaterial der Erdkruste durch die Kontinentalverschiebung in die Tiefe gedrückt wird und dort aufschmilzt. Die Sprengkraft von explosiven Vulkanen wird noch weiter gesteigert, wenn Wasser ins Spiel kommt, indem sich etwa eine ozeanische Kruste und eine Kontinentalkruste in einander schiebt. Wasser hat die Eigenschaft, sich enorm auszudehnen. Wenn es gasförmig wird, so entstehen aus einem Liter Wasser 1.244 Liter Dampf. Vulkane des explosiven Typs finden sich etwa entlang eines Gürtels rings um den Pazifik. Dieser Gürtel wird auf Grund seiner zahlreichen Vulkane auch Ring of Fire genannt.

Die Katastrophe von Santorin

Zu den heftigsten Vulkanausbrüchen seit Menschengedenken zählt etwa die Explosion der Mittelmeer-Insel Santorin um 1600 v. Chr. Wissenschafter schätzen, dass dabei 30 Kubikkilometer Magma ausgestoßen wurden, teils als Aschewolken, teils als Lavaströme. Durch die Explosion versank ein erheblicher Teil der Insel, die Hochkultur der Minoer wurde zerstört.

Über 10.000 - manche Quellen sprechen von bis zu 100.000 - Menschen starben, als zwischen dem 10. und 11. August 1815 der Berg Tambora auf Sumbawa (Indonesien) explodierte. Auswurfmassen von rund 150 Kubikkilometern wurden über ein Gebiet von über 500.000 Quadratkilometer verstreut. Der Staub soll bis in einer Höhe von 70 Kilometern geschleudert worden seien und bescherte Teilen Europas und Nordamerikas einen "Sommer ohne Sonne".

Ebenfalls Dämmerungserscheinungen auf der ganzen Erde verursachte eine Eruption des Krakatau auf Indonesien am 27. August 1883. Die Explosion war noch in einer Entfernung von 4.000 Kilometern in Australien wahrnehmbar, die Schockwelle von Forschern auf der ganzen Welt messbar. Bimsstein, der über 50 Kilometer in die Höhe geschleudert wurde, ging bis zu zehn Tage später und in über 5.000 Kilometern Entfernung nieder. Eine bis zu 30 Metern hohe Flutwelle, die durch den Einsturz eines Kraters verursacht wurde, tötete 36.000 Menschen. (APA)