Jerusalem/Ramallah - Israel hat am Montag in der besetzten Altstadt von Jerusalem erneut zwei Häuser von Palästinensern zerstört. Die Stadtverwaltung von Jerusalem sagte zur Begründung, die Gebäude seien ohne Genehmigung auf einer archäologischen Fundstätte errichtet worden. Die Verwaltung kündigte an, sie wolle das Tempo der Hauszerstörungen im israelisch besetzten Ostteil der Stadt noch beschleunigen und künftig mindestens ein "illegal" errichtetes Haus pro Woche abreißen. Bewusste Provokation Israelische Gegner dieser Politik beschuldigten die Stadtverwaltung der bewussten Provokation. Immerhin plane die Verwaltung den - völkerrechtswidrigen - Bau von 350 Wohneinheiten für Juden im moslemischen Teil der Altstadt auf archäologischen Fundstätten. Stadträte der oppositionellen Meretz-Partei beantragten bei Gericht ein Ende des Abrisses palästinensischer Häuser. Der arabische Ostteil von Jerusalem wurde 1967 von Israel besetzt und gehört völkerrechtlich nicht zu Israel. Die Zerstörung Dutzender Häuser im Flüchtlingslager der Stadt Rafah im Süden des Gaza-Streifens durch die israelische Armee hatte vor zwei Wochen heftige internationale Proteste zur Folge. Die radikale Palästinenserorganisation Hamas kündigte daraufhin Vergeltung an. Im Gegensatz zu Angaben der Armee erklärten internationale und palästinensische Hilfsorganisationen, die Armee habe über 50 Häuser zerstört und mehr als 120 Familien obdachlos gemacht. Weitere Okkupationen angekündigt Nach der ersten vollständigen Wiederbesetzung einer vertraglich unter palästinensische Verwaltung gestellten Stadt des Westjordanlandes hat Israel am Montag mit der totalen Okkupation weiterer palästinensischer Städte gedroht. Die Europäische Union und der UNO-Sonderbeauftragte Terje Roed-Larsen haben Israel aufgefordert, seine Truppen aus Tulkarem zurückzuziehen. Der israelische Verkehrsminister Ephraim Sneh warnte am Montag, Israel werde möglicherweise noch weitere Städte im Westjordanland besetzen. "Dort gibt es eine umfangreiche Infrastruktur für Terroranschläge aller (palästinensischer) Organisationen, die jederzeit gegen uns mit tödlicher Gewalt zuschlagen könnten", meinte der Minister. Zahlreiche Gefechte Sowohl in Tulkarem als auch in Ramallah kam es zu Gefechten zwischen israelischen Soldaten und Palästinensern, bei denen mindestens zwei Palästinenser getötet und zahlreiche weitere verletzt wurden. Ramallah, wo sich der palästinensische Präsident Yasser Arafat praktisch unter Hausarrest befindet, war bereits am vergangenen Freitag zur Hälfte von den Israelis wieder besetzt worden. Der EU-Nahost-Sondergesandte Miguel Angel Moratinos, der in Ramallah mit Arafat zusammentraf, forderte Israel auf, sich aus Tulkarem und dem teilbesetzten Ramallah zurückzuziehen. Er habe sich in das von israelischen Panzern umzingelte Arafat-Hauptquartier begeben, um die Solidarität der Europäischen Union mit der Palästinensischen Nationalbehörde (PNA) zum Ausdruck zu bringen, sagte Moratinos. Roed-Larsen warnte in einem am Montag veröffentlichten Kommunique vor einer "gefährlichen Eskalation", die mit der Wiederbesetzung von Tulkarem ausgelöst worden sei. Israel solle sich unverzüglich zurückziehen. (APA/dpa)