Wien - Das Rennen um die größte Rüstungsinvestition Österreichs kommt in die entscheidende Phase: Mittwochmittag endet die Ausschreibungsfrist für die Draken-Nachfolge. Vermutlich werden drei Angebote abgegeben. "Gripen International" - ein Joint Venture für die Vermarktung des in Schweden entwickelten "Gripen" - und Lockheed-Martin mit der "F-16". Beide gelten als Favoriten und haben ihr Interesse schon länger deutlich gemacht. Zuletzt hat aber auch das europäische Eurofighter-Konsortium mitgemischt.

24 Einsitzer und sechs zweisitzige Jets geplant

Die neuen Abfangjäger sollen die Draken ersetzen, die nur mehr in Österreich geflogen werden. Gekauft werden 24 Stück Einsitzer. Dazu soll eine Option für sechs zweisitzige Jets kommen, die Verteidigungsminister Herbert Scheibner (FP) vor allem für internationale Einsätze im Rahmen der EU verwenden will. Offiziell erfolgt war die Ausschreibung nach längerem Tauziehen am 10. Oktober des Vorjahres. Vor allem Scheibners Parteikollege, Finanzminister Karl-Heinz Grasser, hatte aus finanziellen Gründen Bedenken angemeldet. Die Aufforderung zur Anbotslegung erging an fünf Konzerne, neben den genannten waren dies Boeing (USA) mit der F/A-18 und Dassault (F) mit der Mirage 2000-5.

Als Kostenrahmen wurden von Regierungsseite für das gesamte System inklusive Ausbildung, Wartung und Bewaffnung 1,82 Mrd. Euro (25 Mrd. S) genannt. Österreich fordert Gegengeschäftsangebote im Ausmaß von 200 Prozent des Kaufpreises.

Die Angebote werden im Verteidigungsministerium zunächst einmal geprüft. Vermutlich ergeht in der Folge eine Einladung, die Offerte nachzubessern. Die Typenentscheidung soll dann noch vor dem Sommer fallen.

Nach dem Ende der Anbotsfrist will das Ministerium offiziell über die Zahl der eingegangenen Angebote informieren. Die kommende Woche wird aber auch von den potenziellen Anbietern zur Darstellung ihrer Positionen benutzt. Den Anfang machen Lockheed-Martin bzw. die US-Botschaft in Wien. Die politische Aufregung über die geplante Beschaffung hält sich bisher - anders als beim Kauf der nun auszumusternden Draken in den frühen 80er-Jahren - in Grenzen. (APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 21.1.2002)