Der nun vorliegende Rechnungshofbericht über die Post belegt: Die Ausgliederung von Post, Telekom und Postbus aus dem Budget wurde im internationalen Vergleich zu spät und noch dazu stümperhaft durchgeführt. An die Spitze der ehemaligen Post- und Telegrafenverwaltung wurden getreu dem Abbild der großen Koalition rot-schwarze Manager gehievt: der alte Postfuchs Josef Sindelka und der ehemalige Wirtschaftsminister Johannes Ditz. Damit war leider nur eines sichergestellt: Die Gewerkschaft blieb der eigentliche Machthaber, der bestimmte, was von den dringend notwendigen Reformen geschehen durfte und vor allem, was nicht. Vom ursprünglichen Plan, die unwirtschaftlich geführten Staatsbetriebe als Konglomerat an die Börse zu bringen, nahmen die Politiker Abstand. Zum Glück. Das Unglück nahm dennoch seinen Lauf, denn beide Staatsriesen verfügten weder über die entsprechenden Managementstrukturen noch über flüssige Mittel zur Finanzierung der Modernisierung. Briefe werden bis heute händisch sortiert, und kein Mensch weiß, wohin das hart verdiente Geld verschwindet. Denn auch die Kostenrechnung war nur bedingt aussagekräftig - betriebswirtschaftliche Misswirtschaft in Reinkultur. Hinzu kamen strategisch weitreichende Fehlentscheidungen. Um die Staatskasse zu füllen, wurde ein Viertel der Telekom an Telecom Italia verkauft, und das lukrative Geschäftspaket der Post überließ man den Speditionen. Während die internationale Konkurrenz weltweit auf Einkaufstour ging, mussten Österreichs Unternehmen erst die Rosskur der Betriebswirtschaft durchmachen. An den hausgemachten Folgen laborieren Post und Telekom noch heute. Da hilft auch das Jammern der einst mächtigen Gewerkschafter nichts. (DER STANDARD, Printausgabe 21.1.2002)