Bühne
Haider: Pflegerl kann gehen, wenn er will
Dietmar Pflegerl signalisierte Interesse an einem Jobwechsel - Zunächst protestierte Kärntner FPÖ, nun bietet Haider vorzeitige Vertragsauflösung an
Wien/Klagenfurt - Dietmar Pflegerl, seit 1992 Intendant des
Klagenfurter Stadttheaters, hat seinen Vertrag erst vor wenigen
Monaten bis 2007 verlängert. In den zehn Jahren seiner Tätigkeit hat
sich Pflegerl immer kämpferisch für seine Bühne eingesetzt, nun
signalisiert er erstmals Interesse an einem Jobwechsel. "Ich war
gegen Angebote von außen bisher immun, aber nun beginnen sie mich zu
interessieren", erklärte der 58-Jährige in der neuen Ausgabe des
Nachrichten-Magazins "profil".Probleme zwischen Land und Pflegerl
In den vergangenen Wochen haben sich die Probleme zwischen dem
Land und Pflegerl gehäuft. Mitte Dezember hat der Gemeinsame
Theaterausschuss von Land Kärnten und Stadt Klagenfurt hat die
Zustimmung zum Rechnungsabschluss der Spielsaison 2000/01 des
Stadttheaters verweigert. Landeshauptmann Jörg Haider (F) hatte
kritisiert, dass das Budget aus den Fugen geraten sei, die
Mitarbeiter unzufrieden seien, die Besucherzahlen und Einnahmen
rückläufig wären. Pflegerl hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und u.a.
betont, dass die Auslastung trotz zweier Uraufführungen mit 90
Prozent immer noch weit über jener der anderen Landestheater liege.
Auszahlung der Gehälter ungewiss
Laut "profil" fehlte in der vergangenen Woche der monatliche
Subventionsbetrag des Landes, der üblicherweise Anfang des Monats
angewiesen wird, und das Theater bangte um die Auszahlung der
Gehälter. "Das ist wahrscheinlich nur eine Schlamperei, aber es wirft
ein Licht auf die Grundhaltung des Landes dem Theater gegenüber", so
Pflegerl. Auch eine zugesagte Subvention des Landes für das Kärntner
Sinfonieorchester sei bisher ausgeblieben.
FPÖ erinnert an Verantwortung und Vertrag Pflegerls
Zu den Abwanderungsgelüsten nahm am
Montag die Kärntner Politik Stellung. Der Vorsitzende des
Kulturausschusses im Landtag, Abg. Johann A. Gallo (F), erinnerte
daran, dass Pflegerl einen "gültigen, kürzlich sogar beachtlich
aufgebesserten Vertrag bis 2007" habe. Pflegerl werde dafür bezahlt, dass er diesen Vertrag
verantwortungsbewusst und voll erfüllt.
Karriereaussichten Pflegerls seien "reines Privatvergnügen"
Das vom Intendanten
kolportierte "ständige Herumschlagenmüssen mit der Kärntner
Kulturpolitik" oder die mit zunehmender Langweiligkeit behaftete
Publikationswut herbeigeträumter Karriereaussichten von Wien bis
Bregenz seien nicht Vertragsinhalt und daher reines Privatvergnügen
des Intendanten, stellte Gallo fest. "Gradmesser für Pflegerls Erfolg
oder Misserfolg bleiben daher weiterhin eine maximale
Publikumszufriedenheit bei positiver Finanzgebarung".
LH Haider will Pflegerl nichts in den Weg legen
Der Kärntner Landeshauptmann und Kulturreferent Jörg Haider (F)
sagte zu den Abwanderungsgelüsten von Stadttheater-Intendant Dietmar
Pflegerl, dieser könne gehen, wenn er wolle. Der bis 2007 laufende
Vertrag könne jederzeit im Einvernehmen gelöst werden.
"Ich schätze die Leistung und die Arbeit von Intendant Pflegerl",
sagte Haider gegenüber dem ORF-Kärnten. Aber wenn dieser Klagenfurt
verlassen wolle, werde man ihm nichts in den Weg legen. (APA)