Hamburg - Jede zweite Thrombose wird nicht oder falsch diagnostiziert - manchmal mit tödlichen Folgen. Zugleich lassen sich inzwischen bei mehr als der Hälfte der Patienten genetische Ursachen für die Bildung der Blutgerinnsel finden. Dadurch wäre es eigentlich möglich, Risikopatienten frühzeitig gezielt zu behandeln und damit eine Erkrankung sogar zu verhindern, wie die Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTZ) betont. Der Patient bemerke die Gefahr oft kaum, er spüre ein Ziehen in den Beinen und denke, es sei ein Muskelkater, berichten die Experten. Dabei habe sich in den tieferen Beinvenen bereits ein Blutgerinnsel gebildet und festgesetzt. Wenn es sich von der Venenwand löse, bestehe Lebensgefahr. Denn das Gerinnsel könne über das Herz in die Lunge geschwemmt werden, dort eine Arterie verstopfen und so eine Lungenembolie auslösen. Auch Herzinfarkt oder Schlaganfall könnten Folge einer Verstopfung von Arterien sein. "In Deutschland sterben jährlich 30.000 Menschen an einer Lungenembolie", berichtet der GTH-Vorsitzende Wolfgang Schramm. Doch obwohl Berichte über Reisethrombose oder die Gefahren der Minipille immer wieder für große Aufmerksamkeit sorgten, kenne kaum jemand sein tatsächliches Risiko. "Es wird entweder über-, oft jedoch unterschätzt", erklärt der Medizinprofessor. Kongress Auf einem Internationalen Thrombose-Kongress vom 20. bis 23. Februar in Erfurt sollen neue Behandlungsmethoden und vor allem auch die genetische Ursachenforschung diskutiert werden. "Heute kann man bereits bei mehr als der Hälfte der Patienten eine Thrombosenneigung genetisch nachweisen", betont Kongress-Präsidentin Erika Glusa. Dadurch sei es möglich, das individuelle Thromboserisiko sehr genau zu berechnen. Für Patienten mit hohem Risiko gibt es nach Angaben der Experten mittlerweile sehr gut wirkende und nebenwirkungsarme Medikamente. Die Mediziner empfehlen daher besonders familiär vorbelasteten Menschen, die Möglichkeit der Gendiagnose zu nutzen. (APA/AP)