Natur
Das Eis der Antarktis scheint eher zu wachsen als abzuschmelzen
Zweite überraschende Studie innerhalb einer Woche - Widerspruch zu früheren Messungen
Washington - Die Eismassen der westlichen Antarktis
nehmen jüngsten Daten US-amerikanischer Wissenschafter zufolge mit hoher Wahrscheinlichkeit zu, statt
wie bisher vermutet zu schmelzen. Das Eis des Ross-Eisstromes in der
Westantarktis wachse um jährlich 26,8 Milliarden Tonnen, berichten
die Glaziologen Ian Joughin vom California Institute of Technology in
Pasadena und Slawek Tulaczyk von der University of California in
Santa Cruz im US-Fachjournal "Science". Frühere Messungen waren dagegen von einem jährlichen Verlust von
rund 20 Milliarden Tonnen ausgegangen. Die über zehntausend Jahre
anhaltende Abtauphase der antarktischen Gletscher nach dem Ende der
letzten Eiszeit könnte sich ihrem Ende zuneigen.
Messprobleme?
In einem begleitenden Kommentar weist der Klimaforscher Richard
B. Alley von der Pennsylvania State University auf die großen
Schwierigkeiten bei der Abschätzung derartiger Massenbilanzen hin:
"Frühere Messungen ... enthielten beträchtliche Unsicherheiten, weil
es zu wenige Probenpunkte gab, um die genaue räumliche Verteilung
(der Eismassen) zu erfassen." Dieser Mangel sei mit dem Einsatz neuer
spezieller Radarmessungen im Bereich des Ross-Schelfeises der
Westantarktis nun behoben worden.
In der vergangenen Woche hatten Forscher - auch sie aus den USA - eine Studie
veröffentlicht, nach der es zumindest in Teilen der Antarktis kälter
werde. Während die Durchschnittstemperaturen der Erde ständig leicht
angestiegen sind, sanken sie auf dem eisigen Südkontinent. Zwischen
1986 und dem Jahr 2000 habe sich die Oberfläche der trockenen Täler
im McMurdo-Gebiet pro Dekade um 0,7 Grad Celsius abgekühlt. (APA/dpa)