Asien & Pazifik
Präsidentenwahl in Osttimor am 14. April
Unabhängigkeitsführer Gusmao absoluter Favorit
Dili - In Osttimor wird am 14. April als letzter
Schritt zur Verwirklichung der vollen staatlichen Unabhängigkeit
ein Präsident gewählt, wie UNO-Verwalter Sergio Vieira de Mello
am Donnerstag in der Hauptstadt Dili bekannt gab. Er geht davon aus,
dass alle 16 politischen Parteien Kandidaten aufstellen werden.
Jeder Präsidentschaftskandidat benötigt zur Registrierung 5000
Unterstützungsunterschriften. Das Ergebnis der Wahl werde am
17. April kundgemacht, sagte Vieira. Als Favorit für das Präsidentenamt gilt der 55-jährige
Unabhängigkeitsführer Jose Alexandre "Xanana" Gusmao, der wegen
seiner langen Haft in indonesischen Kerkern als "osttimoresischer
Nelson Mandela" verehrt wird. Im Vorjahr wurde unter UNO-Aufsicht
eine Verfassunggebende Nationalversammlung aus 88 Abgeordneten
gewählt. Der ausgearbeitete Verfassungsentwurf sieht die Einführung
eines Präsidialsystems vor. Das vormals portugiesische Territorium
war 1975 von Indonesien überfallen und ein Vierteljahrhundert lang
okkupiert worden.
Absolute Mehrheit für Befreiungsbewegung
Die Parlamentswahlen hatte die Befreiungsbewegung "Fretilin"
(Revolutionäre Front für ein unabhängiges Osttimor) mit einem
Stimmenanteil von 57,3 Prozent und 55 der 88 Mandate gewonnen.
Die "Fretilin" hatte am 28. November 1975 nach dem Rückzug der
portugiesischen Kolonialmacht die Unabhängigkeit Osttimors
ausgerufen. Aber kurz darauf wurde die Inselhälfte von Indonesien
überfallen und ein Jahr später ohne völkerrechtliche Wirksamkeit
annektiert.
Fast 80 Prozent der Stimmberechtigten hatten am 30. August 1999
in einem von der UNO organisierten Referendum für die Unabhängigkeit
votiert. Von der Besatzungsarmee gesteuerte Milizen überzogen
daraufhin die Inselhälfte mit einer Welle der Gewalt. Etwa 250.000
Menschen mussten fliehen, viele wurden von der Besatzungsmacht nach
Westtimor vertrieben oder verschleppt. Ein Großteil der Infrastruktur
wurde zerstört. Eine multinationale Eingreiftruppe unter Führung
Australiens setzte dem Morden ein Ende. Seit dem Abzug der
indonesischen Besatzungstruppen und den schweren Ausschreitungen
pro-indonesischer Terrormilizen steht Osttimor unter UNO-Verwaltung. (APA/AP)