Panorama
Bombendrohung gegen AUA war Fehlalarm
Die lange Nacht am Grazer Flughafen - Schaden von 50.000 Euro
Graz - Es war der Ernstfall für oft geübte Einsatzpläne -
und es hat perfekt geklappt: Die Landung eines AUA-Flugzeuges
Mittwoch am späten Nachmittag auf dem Grazer Flughafen Thalerhof
stellte Airport-Personal und Einsatzkräfte vor eine Situation, die
zuvor bereits oft durchgespielt worden war. Der Grazer
Flughafendirektor Gerhard Widmann zeigte sich am Donnerstag
zufrieden. Bei der Landung der MD 87 waren alle Einsatzkräfte
entsprechend dem Notfallplan voll gerüstet.Flug aus Odessa wurde sofort nach Graz umgeleitet
"Wir sind um 15.28 Uhr von der Austro Control alarmiert worden",
sagte Widmann am Donnerstag im APA-Gespräch. Ab diesem Moment, als
die Nachricht kam, dass der ursprünglich für Wien bestimmte Flug OS
668 aus Odessa kommend nach Graz umgeleitet würde, weil zuvor in
Odessa eine telefonische Drohung eingegangen war, liefen am Thalerhof
die entsprechenden Maßnahmen an. Binnen von Minuten waren 20
Rettungsfahrzeuge, Notärzte, Feuerwehren und Gendarmerieeinsatzkräfte
zur Stelle. "Bei der Landung der Maschine ist alles positioniert
gewesen, wir haben das Vorfeld frei gemacht, damit die Maschine über
Rollweg Delta in eine gesicherte Position geleitet werden konnte", so
der Flughafen-Chef.
"Technische Landung" ohne Probleme
Das Flugzeug kam vom Süden ohne jegliche Probleme an und setzte zu
einer, wie es in der Fachsprache heißt, "technischen Landung" an. Von
einer "Notlandung" konnte keine Rede sein, ebenso überflüssig erwies
sich eine Medien-Anfrage an das Österreichische Bundesheer, ob dieser
außerplanmäßige Stopp in Graz nicht vielleicht ein Fall für einen
Draken-Alarmstart wäre. Der Bundesheer-Offizier dementierte hörbar
konsterniert.
Kreisen um "optimales Landegewicht" zu erreichen
Ebenfalls als völlig falsches Gerücht stellten sich Meldungen
heraus, wonach die AUA-MD 87 Treibstoff abgelassen habe: "Es haben
Leute angerufen und sich erkundigt, wo das war", so Widmann über
besorgte Flughafen-Anrainer. Faktum war lediglich, dass das Flugzeug
etwa 20 Minuten kreiste, um auf diese Weise ein "optimales
Landegewicht" zu erreichen. Eine MD 87 habe nicht einmal die
technischen Vorkehrungen zum Ablassen von Treibstoff, so Widmann.
300 Meter vom Flughafengebäude entfernt geparkt
Die Maschine wurde schließlich in 300 Meter Entfernung vom
Flughafengebäude geparkt, was dem vorgesehenen Sicherheitsabstand
entsprach. Auch außerhalb des Zaunes wurden weitere
Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Dass daneben der "normale"
Flugbetrieb am Thalerhof aufrecht erhalten werden konnte, so dass
viele Fluggäste von der Aufregung gar nichts mitbekamen, war eine
weitere Zielvorgabe für das Betriebsmanagement: "Einige haben uns
gefragt, ob was los ist", so Widmann. Zusätzliches Personal wurde
einberufen, um einen "komplett normalen" Flugbetrieb abzuwickeln,
während die 32 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder die
AUA-Maschine verließen.
Passagiere waren gefasst
"Die Leute waren sehr gefasst und ruhig", schilderte Widmann die
Situation, als die Passagiere die Maschine verließen. Sie wurden nach
einem allerersten Check in den so genannten "Non Schengen Container"
gebracht und dort von allen weiteren Aufregungen abgeschirmt,
versorgt und betreut. Nach 19.00 Uhr wurden die unfreiwilligen
Graz-Besucher mit einem Bus nach Wien gebracht, während sich in der
Zwischenzeit die AUA um entsprechende Umbuchungen für jene kümmerte,
die ihre Anschlüsse versäumt hatten.
Bis 3.00 Uhr wurde mit Spezialgeräten jeder Winkel abgetastet
Für die Professionisten begann die Arbeit allerdings erst in der
Nacht: Bis 3.00 Uhr wurde mit Spezialgeräten jeder Winkel abgetastet,
bis sich endgültig bewahrheitete, dass kein Sprengkörper an Bord
gewesen war. Für die Rettungskräfte hatte es bereits in den
Abendstunden Entwarnung gegeben. Die MD 87 startete am Donnerstag um
6.55 Uhr leer nach Wien-Schwechat.
Angst vor Trittbrettfahrern
Widmann selbst, der bis weit nach Mitternacht auf "seinem"
Flughafen anwesen war, meinte, in seiner "Amtszeit" habe er
jedenfalls kein Ereignis "in dieser Dimension erlebt und so viel ich
weiß, gab es das vorher auch nicht". Bei aller Erleichterung über den
Fehlalarm klang jedenfalls eine Sorge unterschwellig mit: Dass der
riesige Wirbel Trittbrettfahrer animieren könnte, in nächster Zeit
ebenfalls ihr "Glück" versuchen zu wollen. Großeinsätze wie gestern
kosten rundherum nicht nur Geld, sondern auch Nerven - siehe
entsprechende Erfahrungen aus der jüngsten Vergangenheit mit den
"Anthrax-Scherzbolden".
Schaden von 50.000 Euro (688.015 Schilling)
Laut AUA-Sprecher Johann Jurceka dürften der Airline durch den
Bomben-Fehlalarm nach einer ersten groben Schätzung Kosten in der
Größenordnung von 50.000 Euro (688.015 S) entstanden sein. Es mussten
nicht nur Passagiere und Crew per Bus nach Wien gebracht und die MD
87 mit einer neuen Mannschaft leer nach Schwechat geschickt werden.
Für den nächsten Flug des selben Jets noch am Abend musste eine
Ersatzmaschine samt Besatzung in die "Flug-Kette" eingeschleust
werden. Und nicht zuletzt seien noch Umbuchungskosten für Passagiere
mit Anschlussflügen aufgelaufen.(APA)