Österreich
Fall Imre B.: Weitere Verzögerung im Verfahren gegen Kriminalbeamten
Verfahren um Schießerei gegen mutmaßlichen Drogendealer zieht sich bereits eineinhalb Jahre hin
Wien - Am 20. Mai 2000 wurde im Zuge einer Polizeirazzia in
Wien-Penzing der mutmaßliche Drogendealer Imre B. irrtümlich von
einem Beamten erschossen, als er ausparken und mit seinem Auto
wegfahren wollte. Der 35-Jährige war zwar einschlägig vorbestraft,
doch fand man später weder bei ihm noch in seinem Fahrzeug Suchtgift.Verhandlung verschoben - Richterin schwer erkrankt
Außerdem war er unbewaffnet. Der Todesschütze, ein 37 Jahre alter
Kriminalist, hätte sich am kommenden Donnerstag wegen fahrlässiger
Tötung im Bezirksgericht Fünfhaus verantworten müssen. Das Verfahren,
das sich nun schon über eineinhalb Jahre hinzieht, wird sich jedoch
weiter verzögern.
Der Verhandlungstermin musste nämlich kurzfristig abberaumt
werden. Die zuständige Richterin ist schwer erkrankt und liegt im
Spital. Wie es mit der Sache weiter gehen wird, ist vorerst unklar.
Es ist derzeit nicht absehbar, wie lange die Richterin "ausfallen"
wird.
Großes Drogengeschäft vermutet
Die Exekutive hatte damals geglaubt, in dem Lokal, vor dem Imre B.
parkte, würde ein größeres Drogengeschäft über die Bühne gehen.
Angeblich soll der 35-Jährige das Lokal auch mit einem Päckchen
verlassen und sich mit einem Begleiter in seinen Wagen gesetzt haben.
Als ihn zwei Beamte kontrollieren wollten und mit gezogenen Waffen
zum aussteigen aufforderten, worauf Imre B. nicht reagiert haben
soll. Einer der Kriminalisten öffnete dann mit der einen Hand die
Fahrertür, was der Lenker zunächst angeblich verhindern wollte. Als
die Tür plötzlich "aufflog", soll sich aus der Waffe, die der Beamte
in der anderen Hand hielt, in einem "Greifreflex" (Verteidiger Werner
Tomanek) der tödliche Schuss gelöst haben.
Ausbildungsdefizit
Der Beamte wird sich - wann immer auch die Verhandlung stattfinden
wird - "nicht schuldig" bekennen. "Er hat nicht willkürlich die Waffe
betätigt", so sein Anwalt. Er habe sich in der
brenzligen Situation falsch verhalten, was Tomanek auf ein
"Ausbildungsdefizit" zurückführt: "Ihm ist nie beigebracht worden,
wie eine Waffe im gezogenen Zustand zu halten ist. Der Verteidiger -
selbst ein Sportschütze - hält die 250 Schüsse, die Polizeibeamte
jährlich zu Übungszwecken im Schießkeller abgeben müssen, für nicht
ausreichend.(APA)