Argentinien
Aufgebrachte Demonstranten stürmen Bankfilialen
Ausschreitungen nach Arbeiter-Protesten - Duhalde verteidigt Beschränkung bei Auszahlung von Sparguthaben
Buenos Aires - Tausende Argentinier haben in mehreren
Städten erneut gewaltsam gegen die Sparpolitik der Regierung
protestiert. Die aufgebrachten Demonstranten warfen am Dienstag
Fensterscheiben von Bankgebäuden ein und demolierten Geldautomaten
sowie das Inventar der Geldhäuser. In Buenos Aires zogen tausende
Arbeitslose vor das Arbeitsministerium und zum Präsidentenpalast, der
von einem starken Polizeiaufgebot abgeriegelt wurde.Arbeiter fordern Auszahlung der der ausstehenden Löhne
In der Stadt Casilda in der mittelargentinischen Provinz Santa Fe
bewarfen etwa 7.000 Demonstranten die Bankgebäude zunächst mit Eiern.
Als die Polizei Tränengas und Gummigeschoße einsetzte, legte die
Menge Brände, zerschlug Fensterscheiben und zerstörte Geldautomaten.
In San Salvador de Jujuy stürmten vermummte Jugendliche mehrere
Bankfilialen und schleuderten Computer und Möbel auf die Straße. Die
Gewalt eskalierte im Anschluss an eine Demonstration von rund 1.000
Arbeitern, die die Auszahlung ihrer noch ausstehenden Löhne
forderten. Ähnliche Szenen spielten sich in der Stadt La Plata ab.
Beschränkung bei Auszahlung von Sparguthaben bleibt
Präsident Eduardo Duhalde verteidigte unterdessen die bereits vor
sechs Wochen vom damaligen Regierungschef Fernando de la Rua
verfügten Beschränkungen bei der Auszahlung von Bankguthaben. Dies
sei die einzige Möglichkeit, um das Bankensystem und die Erparnisse
der Argentinier überhaupt zu retten, sagte der Präsident vor
Journalisten. Die Finanzkrise und die sozialen Unruhen hätten
Argentinien gelähmt und das Land an den Rand von Anarchie und Chaos
geführt, erklärte Duhalde. Er versprach, die Finanzen bis zum Ende
seiner Amtszeit im Jahr 2003 in Ordnung zu bringen.
Peso soll in fünf Monaten ganz "freigegeben" werden
Argentinier dürfen von ihren Bankkonten derzeit monatlich nur
zwischen 1.200 und 1.500 Pesos (960 bis 1.200 Euro) abheben. Der Peso
war nach zehnjähriger Eins-zu-eins-Bindung an den Dollar von der
neuen Regierung abgewertet worden. Für den Außenhandel wurde ein
Dollarkurs von 1,40 Peso festgelegt, ansonsten sank der Kurs auf 1,90
Peso. Duhalde kündigte an, die Währung innerhalb der kommenden fünf
Monate ganz freizugeben. (APA)