Kitzbühel – Das Ratespiel hat ein Ende, das Märchen vom Comeback bei Olympia hat kein Happy End: Hermann Maier wird bei den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City nicht an den Start gehen. Das teilte der zweifache Olympiasieger am Mittwoch in einer Pressekonferenz beim Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel gemeinsam mit ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel und seinem Betreuer Heini Bergmüller mit. "Ich habe den Entschluss gefasst, bei den Olympischen Spielen nicht an den Start zu gehen. Ich habe nach wie vor Probleme mit dem linken Fuß und kann nicht so Ski fahren, wie ich es will", erklärte er.

250 Journalisten in Kitzbühel

250 Journalisten, ein Dutzend Kameras und unzählige Fotografen hatten das Pressezentrum in Kitzbühel kurzfristig zum medialen Nabel der Sportwelt gemacht. Der stand allerdings kurz still, denn ein Stromausfall hatte die Kameras lahmgelegt. Um 13:30 Uhr wurde dann aber gewiss, was so lange keiner hören wollte. Der "Herminator" wird seine olympische Geschichte, die er 1998 so eindrucksvoll begonnen hatte, zumindest 2002 nicht fortsetzen. "Die Entscheidung ist mir alles andere als leicht gefallen. Es tut mir auch leid für die Fans und für die Ärzte und meine Betreuer, die so hervorragende Arbeit geleistet haben", betonte Maier und erläuterte auch ausführlich die Gründe.

"Die Piste ist mit mir gefahren

"Vor zwei Wochen habe ich Grünes Licht erhalten, Ski gefahren bin ich aber auch schon vorher, weil ich mir sicher war, dass der Knochen hält. Nur mit rennmäßigem Training habe ich erst dann begonnen, das hat allerdings nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt habe. So wie ich mir einen Schwung vorstelle, ist es nicht gegangen, die Piste ist mit mir gefahren. Und unter diesen Umständen halte ich es nicht für sinnvoll. Jetzt gilt es, sich ganz auf die kommende Saison vorzubereiten", sagte Maier und präzisierte, dass es nicht um den gebrochenen rechten, sondern um den linken Fuß geht.

Probleme mit den Nerven

Denn da hat er mit den nach wie vor nicht gesunden Nerven Probleme. "Teilweise kann ich aus einer bestimmten Stellung nicht mehr zurück – und so wäre ich eine Gefahr für Torrichter und Zuschauer, wenn ich mich aus einer Position nicht mehr lösen kann", sagte er, bereits wieder zu Scherzen aufgelegt. Und enthüllte auch, dass er ursprünglich den Plan gefasst habe, in Garmisch bei den beiden Super G wieder auf den Brettern zu stehen – dort wo er auch seinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert hatte. Doch die Zeit war zu knapp, das Bein spielte nicht mit.

Gar nicht hören wollte Maier, dass die Entscheidung künstlich hinausgezögert worden sei, um sich selbst in den Medien zu halten. "Das habe ich wirklich nicht nötig. Und warum hätte ich von September weg jeden Tag trainieren sollen, mir keinen freien Tag nehmen? Da wäre ich doch sonst lieber nach Australien zu den Aboriginies gefahren und hätte auf dem Didgeridoo gespielt", lautete die Antwort des Flachauers.

Urlaubsziel Australien?

Dazu hat er nun aber Gelegenheit, denn Olympia will er sich im Fernsehen nicht antun. "Vielleicht fahre ich ja jetzt wirklich in den Busch, dort wo man von Olympia nichts sieht." Und auch das Finanzielle (Maier ist gegen einen verletzungsbedingten Ausfall versichert) spiele keine Rolle: "Nur wegen einer Versicherung verzichte ich nicht auf Olympia."

Einen Start noch in dieser Saison hält er nicht für wahrscheinlich, doch ergänzt er: "Mit Krampf werde ich sicher nicht versuchen, nicht zu starten. Man muss abwarten." Jetzt gilt es ein Mal auszuspannen, nach sechs Monaten Wiederaufbautraining hat er sich eine Pause verdient. Und wer weiß: Vielleicht sieht man ihn ja beim Weltcup-Finale in seiner Heimat in Flachau – allerdings nur als Vorläufer. Denn für die Qualifikation müsste er ja schon vorher fahren.

Glückwünsche fürs Team

So blieb ihm nur eines: "Ich wünsche der österreichischen Mannschaft und allen anderen Olympia-Startern alles Gute und ich hoffe, dass unser Team mit vielen Medaillen wieder zurückkommt. Medaillen, die er selbst frühestens 2006 wieder holen könnte. "Aber das ist weit weg, mein Ziel ist es ein Mal, nächste Saison wieder fit zu sein. Denn ich bin mir sicher, dass ich körperlich wieder auf den alten Stand komme, wenn nicht noch besser. Obwohl mir das im Skisport nicht mehr viel bringt." Zumindest in dieser Hinsicht ist Maier also schon wieder der Alte – und auch optisch hat er seit seinem ersten Auftritt wieder zugelegt. (APA)