Wien - Ein revolutionäres Medikament in der Behandlung von schwerer Blutvergiftung (Sepsis) wurde jetzt in den USA zugelassen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) gab im Dezember grünes Licht für die Substanz Aktiviertes Protein C (Handelsname: Xigris, früher: Zovant) des internationalen Pharmakonzerns Eli Lilly. Nach einer im März 2001 publizierten Untersuchung lässt sich damit die Todesrate von Patienten mit schwerer Sepsis um 19,4 Prozent senken. Die Zulassung in Österreich wird laut Eli Lilly-Aussendung von heute, Dienstag, noch in diesem Jahr erwartet. Aktiviertes Protein C sei ein natürlicher Eiweißstoff, der normalerweise im Körper gemeinsam mit anderen Faktoren eine zu starke Blutgerinnung verhindere, hieß es. Im Rahmen einer Sepsis werde dieses körpereigene Protein C schnell verbraucht, der Krankheitsprozess nehme seinen Lauf. Laut dem Pharmakonzern kann nun erstmals dieses Eiweiß durch das naturidentische, rekombinant hergestellte Aktivierte Protein C ersetzt und so die schwere Blutvergiftung auf der Ebene der Blutgerinnung bekämpft werden. Daten "Die massiven Gerinnungsstörungen im Rahmen einer Sepsis können damit erstaunlich rasch positiv beeinflusst werden. Zu einer generellen Beurteilung dieser Substanz fehlen allerdings noch Daten", sagt Univ. Prof. Dr. Christoph Wenisch, Abteilung für Infektiologie, Medizinische Universitätsklinik, Graz, der mit seiner Arbeitsgruppe an einer klinischen Studie mit dem neuen Präparat teilnimmt. Es sei nämlich bisher nicht klar, welche Patientengruppen vom Einsatz dieser Substanz wirklich profitieren, meinte der Mediziner. Bei einer schweren Blutvergiftung handelt es sich um einen Zustand generalisierter Entzündungsvorgänge, der zumeist durch eine Infektionserkrankung ausgelöst wird. Im Rahmen der Sepsis kommt es u.a. zu einer Verschiebung der Balance im Bereich der Blutgerinnung. Während sich bei Gesunden gerinnungsfördernde und -hemmende Kräfte die Waage halten, sind diese im Rahmen einer Sepsis in Richtung der gerinnungsfördernden Kräfte verschoben. Dies führt bei schweren Fällen zur Blutgerinnung in den kleinsten Gefäßen praktisch des gesamten Körpers. Dadurch wird die Blutzirkulation und Versorgung der lebenswichtigen Organe erschwert bis unmöglich gemacht, dieser Zustand kann häufig zum Tod führen. Nach - vorsichtigen - Schätzungen sterben derzeit immer noch weltweit rund 500.000 Menschen an Blutvergiftungen, das sind 1.400 pro Tag. In Österreich dürfte die Zahl in der Größenordnung von 15.000 jährlich liegen. (APA)