Wien - Madeleine Petrovic will nach ihrem Wechsel nach Niederösterreich auch in der Bundespolitik weiter mitreden. In der "ZiB2" kündigte sie gestern an, für den stellvertretenden Parteivorsitz bei den Grünen kandidieren zu wollen. Sollte der Bundeskongress am kommenden Wochenende der Einführung von Stellvertreter-Posten zustimmen, habe sie vor, sich dafür zu bewerben.Wahl in Niederösterreich "Ich habe vor, eine Wahl zu gewinnen und die männerbündische Struktur in Niederösterreich aufzubrechen." Mit dieser Aussage gab am Montag die stellvertretende Klubobfrau Madeleine Petrovic ihre Kandidatur als Spitzenkandidatin der Grünen für die im Frühjahr 2003 angesetzten Landtagswahlen in Niederösterreich bekannt. Petrovic wird dann auch die bisherige niederösterreichische Grünen-Chefin Brigid Weinzinger ablösen, die in den Nationalrat wechselt. Als Ziel nannte Petrovic die Verdoppelung der Mandate für die Grünen von zwei auf vier in Niederösterreich. Die Personalrochade muss noch bei der Landesversammlung im März abgesegnet werden. Landtag ist kein Abschied Dass ihr Wechsel vom Nationalrat in den niederösterreichischen Landtag ein Abstieg sei, wies die Vizeklubchefin zurück: "Wenn ich etwas nicht will - da kann sich der Bundessprecher oder der Bundesvorstand auf den Kopf stellen -, dann tue ich das nicht." Vielmehr sehe sie die neue Aufgabe als eine Herausforderung, denn schließlich hätten die niederösterreichischen Wahlen "den Charakter einer bundespolitischen Testwahl". Darauf angesprochen, von wem der Impuls für die Rochade ausgegangen sei, meinte Petrovic: "Es hat sich so ergeben, dass mein persönliches Wollen und die Lust auf einen Wahlkampf sowie die Absicht Weinzingers, in den Nationalrat zu wechseln, in einer Art von Fügung zusammengetroffen sind." Bundessprecher Alexander Van der Bellen zeigte sich am Montag bei der Bekanntgabe der Personalrochade zufrieden. Petrovic sei die "erfahrenste, bekannteste und beliebteste Politikerin, die die Grünen aufzuweisen haben". Rat an Voggenhuber Angesprochen auf den jüngsten Konflikt mit dem grünen EU-Abgeordneten Johannes Voggenhuber (DER STANDARD berichtete), versuchte Van der Bellen zu beruhigen. "Wir haben keine Auseinandersetzung. Ich mag ihn, den Johannes, ehrlich." Er gab Voggenhuber den "freundschaftlichen Rat", Bedenken in den Gremien vorzutragen: "Es ist nicht hilfreich, wenn man sich am Tag X zusammensetzt und Fragen diskutiert - und am Tag X plus 1 der jeweils andere der Zeitung entnehmen kann, dass Kritik geäußert wird." Es könne "keine Rede davon sein, dass es innerhalb der Grünen eine Ministerliste gibt. Wir haben nur gesagt, wer für den Fall des Falles (einer Regierungsbeteiligung, Anm.) das Verhandlungskomitee bestimmt, welche Menschen die entsprechenden Minister oder Staatssekretäre beschließen. Das ist ein Formalakt, aber ein wichtiger. Und wir wissen alle nicht, wie die nächsten Wahlen ausgehen werden." Ziel sei es, über die Zehn-Prozent-Marke zu kommen. "Das wäre schon die Europameisterschaft für die Grünen." (ina) - DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 15.1.2002