Im Personenkreis der von Dramatikern gierig umspielten Familie hausen Täter und Opfer wohlwissend Tür an Tür. Die Anklagepunkte in der boulevardesken Tragikomödie "Kochen mit Elvis " des 34-jährigen Briten Lee Hall (Drehbuch zum Film "Billy Elliot") lauten an die Mutter: Du hast zu viel Sex! An das Kind: Koch nicht so viel! Dieses Rededuell von Mutter und Kind (in immer gleicher Tonlage: Petra Mitschitczek und Doina Weber) unterbricht akzelerierend der verunfallte und seither geistesabwesende Vater als kniekreisendes Elvis-Double (hörens- und sehenswert: Kai Peterson Henry). Die Gesangsnummern machen sich in der von Harald Posch eingerichteten Wintergartenszenerie (zum Schluss kleben Mutter und Tochter wie tote Stubenfliegen am Plexiglas) allerdings schnell selbstständig. Ein zweigleisiger, unterhaltsamer Familienabgesang.
Theater Drachengasse, Wien 1., Fleischmarkt 23,
Karten: 513 14 44, bis 9. 2., Di-Sa 20.00
(DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 1. 2002)