Zeit
Mittelalterliches Deutsch hat sich in Südtiroler Sprachinsel erhalten
Auf der Spur des "Zimbrischen"
Wien - Mit dem in der Sprachinsel Lusern im Trentino
(Italien) nach wie vor gebräuchlichen "Zimbrischen" beschäftigt sich
am 17. Jänner ein Vortrag im Österreichischen Museum für Volkskunde.
Innerhalb dieser Sprachinsel kommunizieren die Menschen auch im
Alltag nach wie vor auf Zimbrisch, einer Art Mittel-Alt-Hochdeutsch.
Damit ist Lusern jener Ort, in dem das älteste Deutsch gesprochen
wird. Als so genannte Sprachinsel - also isoliert vom eigenen
Sprachraum - ist hier die deutsche Sprache in archaischer Form über
Jahrhunderte hinweg konserviert worden. Das Zimbrische entwickelte sich im heutigen Raum Lusern Anfang des
vergangenen Jahrtausends, als Einwanderer aus Südostdeutschland sich
dort ansiedelten. Ebenfalls noch vorhanden, aber weniger gebräuchlich
ist Zimbrisch heute weiters in einigen Gemeinden um Verona und
Asiago.
"Welschtirol"
Lusern zählte bis nach dem Ersten Weltkrieg als Teil von
Welschtirol zu Österreich - was die Pflege der Sprache erleichterte.
Heute gehört die rund 400 Einwohner zählende Gemeinde zur Region
Trentino-Südtirol. "Gehalten" hat sich das Zimbrische nicht zuletzt
auf Grund der geografischen Isolation des Dorfs.
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Einwohnerzahl
allerdings stetig verringert, vor allem ökonomische Gründe zwangen
die Luserner zur Abwanderung. Die meisten Berufstätigen pendeln wegen
des Arbeitsplatzmangels nach Trient. Dem trat die Gemeinde mit
vermehrten Anstrengungen im Tourismus entgegen - Lusern liegt in der
Nähe von zwei Skigebieten.
Dokumentation
Im kulturellen Bereich wurde ein Dokumentationszentrum
eingerichtet, in dem sich neben einer permanenten Ausstellung auch
Sonderschauen mit der Geschichte des Dorfers befassen. In der Schule
wird sowohl Zimbrisch als auch Deutsch unterrichtet, wenn es der
wöchentliche Gesamtstundenplan zulässt.
Beim Vortrag analysieren der Luserner Bürgermeister Luigi
Nicolussi Castellan sowie Luis Thomas Prader, Mitglied des
Italienischen Minderheitenkomitees Confemili, Strategien zur
Verhinderung der Absiedlung. Außerdem gibt es Sprachproben aus
verschiedenen deutschsprachigen Sprachinseln in Norditalien zu hören. (APA)