Europa
Frankreich: Prominenter Anti- Korruptionsrichter gibt auf
Eric Halphen zieht aus "Sabotage" seiner Ermittlungen Konsequenzen
Paris - Einer der bekanntesten Anti-Korruptionsrichter
Frankreichs hat das Handtuch geworfen. Der 42-jährige Eric Halphen
erklärte in einem Interview der Tageszeitung "Le Parisien"
(Montagsausgabe) den Verzicht auf sein Richteramt. Er begründete
seinen Rückzug mit erheblichen Missständen in der französischen
Justiz und den Anfeindungen und Schwierigkeiten, die ihm seine
Ermittlungen in einer der Affären um Staatschef Jacques Chirac
eingetragen hätten. "Ich bin verleumdet worden, und meine
Ermittlungen wurden sabotiert", sagte der 42-Jährige. Sein Ideal vom
"gleichen Recht für alle" habe er verloren.
Halphen machte sich in Frankreich mit seinen Ermittlungen zum
Skandal um illegale Parteienfinanzierung von Chiracs
neogaullistischer RPR-Partei einen Namen. Von 1994 bis Herbst 2001
leitete er die Untersuchung und lud Chirac im vergangenen Jahr
schließlich als Zeugen vor. Nachdem der Staatschef unter Hinweis auf
seine Immunität die Vorladung zurückwies, legte Halphen die
Ermittlungen nieder.
Der Skandal geht auf Chiracs Zeit als
Bürgermeister von Paris (1977-95) zurück. Die Ermittler gehen davon
aus, dass seine RPR-Partei in dieser Zeit bei der Vergabe von
öffentlichen Bauaufträgen von den betreffenden Unternehmen illegal
Millionenbeträge kassierte.(APA)