International
Somalia: Kritik an "US- Propagandakampagne"
Übergangspräsident: "Wir sind nicht die Taliban" - Angst vor US-Angriffen terrorisiert die Menschen
Khartum - Als "US-Propagandakampagne" wertet der
somalische Übergangspräsident Abdiqassim Salad Hassan Behauptungen,
denen zufolge sein Land ein möglicher Zufluchtsort für Anhänger des
Moslem-Extremisten Osama bin Laden sein könnte. Die Angst vor
Luftangriffen der USA behindere seine Versuche, in dem Land Frieden
zu stiften, sagte Abdiqassim am Freitag in Khartum. Die USA
befürchten, dass moslemische Extremisten die unsichere politische
Lage in Somalia für verdeckte Aktivität nutzen könnten. Abdiquassim
beteuerte, dass "Somalia nicht Afghanistan" und er selbst "nicht
Mullah Muhammad Omar" sei. "Diese Propaganda-Kampagne gegen Somalia terrorisiert die
Menschen", sagte Abdiqassim bei einem Gipfeltreffen in der
sudanesischen Hauptstadt. Die Menschen seien verängstigt, weil sie
sähen, dass das größte Land der Welt das arme von zehn Jahren
Bürgerkrieg verwüstete Somalia bedrohe. Hassan bekräftigte, es gebe
keine Stützpunkte der El Kaida Organisation oder anderer Extremisten
in Somalia.
"Somalia kein Nährboden für Terroristen"
Die USA haben nach den Terroranschlägen vom 11. September
angekündigt, alle Staaten angreifen zu wollen, die Osama bin Laden
und seinen Anhängern Unterschlupf gewährten.
"Wir wollen unser Land einigen und die internationale Gemeinschaft
soll uns dabei helfen, damit Somalia keinen Nährboden für zukünftige
Terroristen bietet", sagte Abdiqassim. Seine Regierung habe ein
Komitee zur Bekämpfung des Terrorismus eingesetzt und einige
Verdächtige festgenommen. Allerdings seien die Möglichkeiten wegen
der begrenzten finanziellen Mittel eingeschränkt. Aus
Regierungskreisen verlautete, Beamte hätten seit vier Monaten keinen
Lohn mehr erhalten und der Informationsminister habe nur eine
funktionierende Telefonleitung.
"Somalia ist nicht Afghanistan"
Die Übergangsregierung von Abdiqassim ist seit August 2000 im Amt,
hat aber nur einige Teile der Hauptstadt Mogadischu unter Kontrolle.
Das übrige Land wird von rivalisierenden Stammesfürsten beherrscht.
Diese hätten vor, das Interesse der USA an Somalia auszunutzen,
warnte Abdiqassim. Sie wollten so wie die Nordallianz in Afghanistan
nach den US-Angriffen die Macht im Land übernehmen.
"Aber Somalia ist nicht Afghanistan. Die Übergangsregierung ist
nicht die Taliban. Ich bin nicht Mullah Mohammad Omar", sagte
Abdiqassim mit Blick auf das religiöse Oberhaupt der Taliban, das Bin
Laden Unterschlupf gewährt haben soll und flüchtig ist.
Zuletzt waren US-Streitkräfte 1993 in Somalia. Bei dem humanitären
Einsatz, der unter den Namen "Restore Hope" (Hoffnung wieder geben)
bekannt war, starben 20 US-Soldaten. Er hoffe, dass die USA statt mit
Bomben in freundlicher Absicht kämen und die internationale
Gemeinschaft in ihrem Bemühen, Somalia wieder aufzubauen, anführen
würden, sagte Abdiqassim. (APA/Reuters)