Wien/Linz - "Haben Sie den
Eindruck, dass die Schüler in
der Schule im Großen und
Ganzen das Richtige lernen
oder lernen Schüler in der
Schule viele Dinge, die man
im späteren Leben eigentlich
nicht braucht?" Diese Frage
ließ
der Standard
vom Linzer
Marktforschungsinstitut market in 415 Haushalten mit
Schülern stellen.
Beinahe jede zweite Antwort war negativ: 47 Prozent
der Befragten sind der Meinung, dass man vielfach nicht
für das Leben, sondern für die
Schule lernt. Die größten
Zweifel haben jüngere Befragte, die auch selber frische
Schulerfahrungen haben, sowie Anhänger der Freiheitlichen - relativ geringe Zweifel
haben erklärte Sozialdemokraten. Dass mehr für die
Schule als für das Leben gelernt wird, hatte schon Seneca
(4 v. Chr.-65 n. Chr.) in seinen
Episteln (Epistulae 106, 12)
vermutet - woraus Lateinlehrer den Sinnspruch "Non
scholae, sed vitae discimus"
drechselten.
Nur 41 Prozent sagen, dass
die Schüler das Richtige lernen, elf Prozent enthalten sich
der Aussage.
Dieses von Zweifeln verdunkelte Bild hellt sich allerdings auf, wenn man die Befragten bittet, die einzelnen
Unterrichtsbereiche konkret
nach ihrer Praxistauglichkeit
einzuschätzen. Hier werden
die relativ größten Zweifel bei
den musisch-künstlerischen
Fächern geäußert - während
die in der Schule vermittelte
Allgemeinbildung von 84 Prozent und der Sprachunterricht
sogar von 87 Prozent als nützlich eingestuft werden.
Studienleiter David Pfarrhofer von market erklärt den
Unterschied so: "Die Österreicher sind mit der Schule an
sich zufrieden - aber das Gefühl, dass dort auch viel ,Ballast‘ gebüffelt werden muss,
hat eben fast jeder Zweite, der
Kinder in der Schule hat. Wir
haben zur Kontrolle auch junge Leute gefragt, die selbst
noch in der Schule sind oder
sie gerade erst abgeschlossen
haben, ihr Bild von den Lerninhalten deckt sich fast auf
den Prozentpunkt mit dem der
Eltern." (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 12./13.1.2002)