Formel 1
Niki Lauda hatte zwei Dreher beim Testfahren
Der dreifache Champion fuhr sechs Runden und weiß was er wissen wollte
Valencia - 17 Jahre nach seinem endgültigen
Rücktritt vom aktiven Rennsport drehte Niki Lauda in einem Formel
1-Geschoß wieder seine Runden. Auf dem Circuit Ricardo Tormo in
Valencia wollte der dreifache Weltmeister den Jaguar-R2-Boliden
quasi rennmäßig kennenlernen, um sich auch mit Eddie Irvine und
Pedro Martinez de La Rosa sozusagen von Pilot zu Pilot unterhalten
und verständigen zu können. Nun, dem 52-jährigen Jaguar-Sportdirektor
wurde am Sonntag auch eine Art Lektion erteilt. Lauda drehte sich mit
dem Auto in den ersten drei Runden zwei Mal in der engen Kurve zwei
und musste jedesmal mit Hilfe des Assistenzwagens zurückgebracht
werden. Lauda, der vor nicht allzu langer Zeit noch bemerkt hatte,
"selbst ein Affe könnte heute ein Formel 1-Auto fahren", kommentierte
sein Mißgeschick in gewohnt nonchalanter Weise. "Ich bin in die Kurve
mit der gleichen Geschwindigkeit wie Pedro (de la Rosa) gefahren, es
aber einfach nicht mehr geschafft, aus ihr herauszukommen", erzählte
der Chef. Vorher hätte ihm de la Rosa erklärt, wo er dort bremsen
müsse, und das hätte er beherzigt. Mit dem Ergebnis, siehe oben.
Der Knopf im Hirn
Er wollte es ursprünglich relativ langsam und vorsichtig
angehen, doch "kaum sitzt du im Auto, gibt es einen Knopf in deinem
Hirn, der dich die Angst vergessen läßt und du fährst mit Vollgas".
Interessant, wie clever und alt man auch immer sei, man reagiere doch
dumm, analysiert Lauda sein diesbezügliches Verhalten, aber wohl auch
das von vielen anderen Männern in gleicher oder ähnlicher Situation.
Niki Lauda ließ es aber nicht bei drei Runden bewenden. Er
drehte noch weitere Runden (insgesamt waren es sechs) und diesmal
ohne Dreher. Die dabei erzielten Zeiten wurden (zunächst) als
Geheimnis gehütet, irgendjemand wird sie aber wohl einmal
ausplauderen. Vielleicht Eddie Irvine, der, als plötzlich kein
Motorengeräusch mehr zu hören gewesen waren, feixend gemeint hatte,
"hat er sich jetzt gedreht?"
Keine weiteren Tests
Wie auch immer. Niki Lauda wird das nicht zu einer allgemeinen
Einrichtung machen. "Da müsste ich schon entsprechend trainieren und
dazu habe ich keine Lust." Aber von den aktuellen Formel 1-Sportchefs
könnten nur Gerhard Berger und Alain Prost machen, was er getan
hatte. "Was ich über die modernen Formel 1-Autos wissen wollte, das
habe ich an der Praxis erfahren, die neue Technologie des Autos,
launch-Kontrolle, Traktionskontrolle, Motorverhalten, Bremsverhalten
usw. Zu meiner aktiven Zeit hatte man fast immer nur eine Hand am
Lenkrad, den anderen am Getriebehebel, nun fährt man mit beiden Händen
am Lenkrad." (APA/Reuters)